Mühevolles 3:1 gegen die Ladies in Black aus Aachen.

Der neue Tabellenführer der Volleyball Bundesliga der Frauen heißt Allianz MTV Stuttgart. Das Team von Trainer Guillermo Hernández nutzte den Ausrutscher des SSC Palmberg Schwerin am Mittwochabend in Vilsbiburg (1:3) und zog mit jetzt 31 Punkten um einen Zähler an den Mecklenburgerinnen vorbei. Allerdings hätte nicht viel gefehlt und es wäre auch in der SCHARRena in Stuttgart zu einer Überraschung gekommen. Denn viel zu gut aus Stuttgarter Sicht präsentierten sich die Ladies in Black aus Aachen ab Satz Nummer zwei auf dem Parkett – während Renáta Sándor & Co. immer wieder mit der Annahme und der Zuspielgenauigkeit zu kämpfen hatten.

Im ersten Satz hatte das Ganze für Stuttgart noch extrem souverän ausgesehen: Ein Traumstart durch eine Aufschlagserie von Valerie Nichol brachte den Tabellenzweiten schnell mit 4:0 in Führung. Und die zweite Aufschlagserie von Debbie van Daelen beim Stande von 14:10 mit insgesamt sieben Punkten am Stück brach Aachen endgültig das Genick. Stuttgart nutzte clever die Annahmeschwäche von McKenzie Adams zu diesem Zeitpunkt aus, hinzu gesellten sich einige technische Fehler auf Aachener Seite sowie das latente Gefühl, dass das Timing zwischen Femke Stoltenborg und ihren Mitspielerinnen nach so kurzer Zeit im Team wohl doch noch nicht richtig stimmte. Wie falsch diese Annahme war, sollte sich schon kurze Zeit später zeigen … Aachen wirkte in Satz Nummer eins so verunsichert, wie man es nach vier Niederlagen in Folge erwarten durfte – und Mittelblockerin Nia Grant beendete den Satz (25:12), der für einen so kurzen Durchgang mit insgesamt acht überproportional viele Aufschlagfehler zu bieten hatte, ausgerechnet mit drei Punkten in Folge, davon zwei direkte Aufschlag-Winner.

Doch wer jetzt mit einem Durchmarsch in blau-weiß gerechnet hatte, sollte sich schnell getäuscht sehen. Zwar legten beide Teams ihre Aufschlagschwäche ab, doch in der Annahme und im Zuspiel wurde nur Aachen stärker, während Stuttgart zunehmend Probleme bekam und auch deutlich unkonzentrierter wirkte. Die Folge: Die Ladies (und die Ex-Stuttgarterin Femke Stoltenborg) bekamen das Match immer besser in den Griff und hatten nun auch mehr Zeit, den Block zu stellen und dort mit ihren großen Spielerinnen zu glänzen. Zugleich liefen die Außenangreiferinnen McKenzie Adams und Ioana Maria Baciu zur Höchstform auf. Allianz MTV konnte nur mit 5:4 kurz in Führung gehen, rannte sonst aber stets einem knappen Rückstand hinterher. Doch nie hatte man so wirklich das Gefühl, als könnte Aachen diesen Satz verlieren. Mit drei Punkten bei Aufschlagspiel Jeanine Stoeten zogen die Rheinländerinnen dann erstmals etwas weiter davon (13:16), um, angetrieben von Baciu mit drei Punkten, in der Crunchtime klar zu dominieren. Jetzt wirkte Stuttgart verunsichert, beging sogar einen Rotationsfehler. Ins Bild passend sorgte dann ein Zuspielfehler von Micheli Pissinato für den Satzgewinn Aachen, 19:25. Für Stuttgart ganz klar ein „Satz zum Vergessen“.

Das Momentum sprach nun im oftmals entscheidenden dritten Satz klar für Aachen – und es sollte sich auch nichts Entscheidendes ändern: Stuttgarts Annahme blieb unsauber, machte schnelles, präzises Zuspiel zur Glückssache – und der Aachener Block war stets da. Nur dank Debbie van Daelen blieb Allianz MTV in dieser Phase einigermaßen an Baciu & Co. dran, konnte sogar mit 16:14 einmal führend in die technische Auszeit gehen. Doch Adams und Baciu machten nachfolgend vier Punkte am Stück, wieder musste ein Rückstand aufgeholt werden! Endlich loderte bei Allianz MTV der Kampfgeist auf und das Team konterte seinerseits mit vier Breakpunkten, angetrieben von 2.000 fanatischen Zuschauern in der SCHARRena. Dabei zeigte sich, dass der einzige wirkliche Schwachpunkt bei Aachen die zeitweilige Annahmeschwäche von Nicole Oude Luttikhuis war, ein Umstand, der noch matchentscheidend sein sollte. Stuttgart brachte den Satz schließlich mit viel Glück, der Durchsetzungskraft von Michaela Mlejnková im Angriff und den guten Aufschlägen der zum Service eingewechselten Jennifer Pettke mit 25:22 nach Hause.

Zur Stabilisierung seiner Abwehr, in der nur Wanna Buakaew kurz nach ihrem 36. Geburtstag glänzte, brachte Hernandez in Satz Nummer vier Julia Schaefer zur Entlastung von Renáta Sándor, was zumindest zeitweilig auch ganz gut funktionierte. Bis zum Stand von 11:9 führte Stuttgart immer knapp, Aachens weißrussische Mittelblockerin Anna Kalinovskaya hielt die Ladies zu diesem Zeitpunkt aber im Spiel. Doch dann kam das ominöse Aufschlagspiel von McKenzie Adams, das zum 11:15 führte, und in dem Jeanine Stoeten sage und schreibe fünf Punkte hintereinander machte, davon zwei leichte Drop-Blocks von zu lang abgewehrten Stuttgarter Bällen. Allianz MTV wehrte sich zwar mit drei Re-Breaks, doch nach einem Einzelblock von Adams gegen die heranstürmende Nia Grant stand es schließlich 17:20 für Aachen. Stuttgart begannen so langsam die Felle davon zu schwimmen – wäre da nicht Nicole Oude Luttikhuis gewesen. Ausgerechnet jetzt in der Crunchtime flackerte bei der Niederländerin erneut die Annahmeschwäche auf – und dies nutzten clevere Stuttgarterinnen (konkret die wieder zum Service eingewechselte Jennifer Pettke) beim Aufschlag gnadenlos aus! Stuttgart ging mit 21:20 in Führung, profitierte von einem verboten hoch gestellten Ball von Libera Kirsten Knip zum 23:21. Zu guter Letzt war es dann ausgerechnet die eingewechselte Julia Schaefer, die ihren Außenangriff über links unter dem tosenden Jubel des Publikums ganzen hinten rechts im Aachener Feld zum 25:23 versenkte. „Das war heute ein hartes Stück Arbeit“, berichtete die Jungnationalspielerin dann noch im Mannschaftsjubel gleich nach dem Spiel. „Aachen hat uns stark herausgefordert, eine echt tolle Leistung, die man respektieren muss! Der Bruch im Spiel nach einem solch klaren ersten Satz ist nicht ungewöhnlich, schließlich spielte Aachen dort ja weit unter seinen Möglichkeiten. Aber das Publikum hat uns total gepusht, vor allem als es nicht so lief und im wichtigen dritten und vierten Satz! Wirklich klasse, eine derart volle Hütte an einem Mittwochabend zu haben!“

Die Starting Six bei den Ladies in Black Aachen:
Stoltenborg – Baciu (MVP) – Oude Luttikhuis – Adams – Kalinovskaya – Stoeten – Libera: Knip

Die Starting Six von Allianz MTV Stuttgart:
Nichol – Mlejnková – Sándor – van Daelen – Grant – Pissinato – Libera: Buakaew (MVP)


Allianz MTV Stuttgart – wir sind Volleyball!