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Nikoleta Perović und ihre Mitstreiterinnen bei Allianz MTV Stuttgart: Um den Sieg gebracht? (Foto: Tom Bloch | www.tombloch.de)

Allianz MTV Stuttgart hat am gestrigen Samstagabend das erste Playoff-Finale um die Deutsche Volleyball-Meisterschaft der Frauen 2018 in fünf Sätzen gegen den SSC Palmberg Schwerin verloren. Nach fast zweieinhalb Stunden nervenaufreibendem Showdown in der SCHARRena musste sich das Team von Giannis Athanasopoulos im Tiebreak dem amtierenden Deutschen Meister mit 12:15 geschlagen geben. Das Publikum bekam begeisternden Sport zu sehen – mit meisterlichen Leistungen auf beiden Seiten des Netzes. Allein das Schiedsrichter-Duo und die Linienrichter konnten mit der auf dem Feld gezeigten Performance nicht mithalten. Leider sollte dies am Ende spielentscheidend sein …


Trotz der hervorragenden Ausgangslage nach der Hauptrunde mit Platz 1 und dem Heimvorteil für die Playoffs ging Stuttgart als Außenseiter in die Partie gegen Schwerin. Zu schwer wogen die längerfristigen Verletzungen der Leistungsträgerinnen Nika Daalderop und Teodora Pušić. Trotzdem legten die Mädels um Kapitänin Deborah van Daelen los wie die Feuerwehr: Mit extrem druckvollem, risikoreichem Aufschlagspiel zwang der Gastgeber Schwerin in die Defensive, was vor allem der Ungarin Greta Szakmáry sichtbar zu schaffen machte. So spielten Debbie van Daelen, Molly McCage und Femke Stoltenborg mit ihren Drei-Punkte-Aufschlagserien schon eine beruhigende 12:6-Führung heraus, weil zugleich auch Stuttgarts Annahme passte – und die Mittelblockerinnen eigentlich die ganze Partie gegen Schwerin klar dominierten. SSC-Trainer Felix Koslowski reagierte und brachte Jelena Oluic für Szakmáry – mit wenig Änderung für den Spielverlauf. Die Annahme- und teilweise Abstimmungsprobleme bei den Mecklenburgerinnen hielten an, zudem agierte Stuttgart clever am Netz mit eingestreuten Lobs und vielen Angriffsvarianten. Auch der Überkreuz-Doppelwechsel in Zuspiel und Diagonal, Kaisa Alanko und Marienne Bettendorf für Denise Hanke und Louisa Lippmann, brachte Schwerin nicht viel. Bis zur Crunchtime blieb Stuttgarts Vorsprung konstant, am Ende kam mit Satzball Stuttgart eine Vier-Punkte-Serie von Jennifer Geerties von der Aufschlaglinie für Schwerin zu spät: Ein schneller Angriff von Michaela Mlejnková über links brachte den Satzgewinn mit 25:21 für Stuttgart. Die Aufschlagpower hatte diese Mal pro Stuttgart entschieden … in den bisherigen Playoffspielen eigentlich eher eine Domäne des SSC.


Würde das ersatzgeschwächte Stuttgart dieses Niveau halten können? Vor allem die zweite Libera Annie Cesar, auf die sich die Schweriner Profis wie zu erwarten beim Aufschlag einzuschießen versuchten, hielt dem Druck erstaunlich gut stand. Doch im zweiten Satz war schnell erkennbar, dass es Geerties & Co. deutlich besser gelang, die Stuttgarter Aufschläge zu „lesen“ und das Angriffsspiel zu adaptieren. Zugleich schwächelte die Annahme der Schwäbinnen dann erstmals doch ein wenig, sodass die Angriffsstärke von Lippmann/Szakmáry/Dumančić immer mehr zum Tragen kam. Allianz MTV konnte zu keinem Zeitpunkt des Satzes in Führung gehen und zurecht fragte sich eine grübelnde Sportdirektorin Kim Renkema auf der Tribüne, warum man Greta Szakmáry, ganz offensichtlich eine Annahme-Achillesferse von Schwerin, die nur im Angriff zu glänzen vermochte, nicht weiterhin mehr in der Defensive „beschäftigte“. Trainer Athanasopoulos ärgerte sich aber anscheinend mehr über vier Bauerntrick-Punkte von Denise Hanke innerhalb von nur zehn Minuten. Es ist ja nicht so, dass man am Neckar nicht von dieser Stärke wusste und extra davor gewarnt hatte! Ein Überkreuz-Doppelwechsel Pia Kästner/Nikoleta Perović für Stoltenborg/van Daelen beim Stand von 5:10 brachte zwar nicht die Wende für diesen Satz, aber die überraschende Erkenntnis, dass im Playoff-Finale anscheinend endlich die Stunde der montenegrinischen Diagonalangreiferin geschlagen hatte. Perović war von diesem Zeitpunkt an nicht mehr aus dem Team wegzudenken und schoss sich derart verspätet eingewechselt noch zu Stuttgarts Topscorerin der Partie hoch. Zugleich glänzte Renáta Sándor in der Feldabwehr mit zahlreichen unfassbaren Glanztaten. Doch der Satz ging mit 22:25 an Schwerin, mit einem angeschlagenen Block von Greta Szakmáry.


Im dritten Satz belauerten sich die Teams mit beidseitig sehr hohem Aufschlagrisiko auf Augenhöhe. Servicefehler wurden in Kauf genommen, passierten dafür aber erstaunlich selten. Ein Dreier-Break bei Service Perović brachte Stuttgart leicht in Führung – und bis zum 13:9 konnten McCage & Co. diese Führung auch mit gutem Blockspiel verteidigen. Doch wie aus dem Nichts klappte in der Folge bei Allianz MTV plötzlich gar nichts mehr in der Annahme, teilweise sogar mit Kommunikationsmissverständnissen untereinander. Szakmáry nutzte dies zu einer erschreckendem 5er-Breakserie mit einer inzwischen zuspielenden Kaisa Alanko, 15:18. Stuttgart drohte, das hart erarbeitete Zwischenergebnis zwischen den Fingern zu zerrinnen. Die Reaktion von Trainer Athanasopoulos war erneut goldrichtig:  Julia Schaefer als gefürchteten „Aufschlagtorpedo“ einzuwechseln, erwies sich als goldrichtig. Die Belohnung: Stuttgart ging zur Crunchtime mit 20:19 in Führung. Hoffnung kam wieder auf, wurde jedoch gleich wieder im Keim erstickt: Drei Punkte in Folge für Schwerin, zwei davon von Szakmáry, der Topscorerin des Abends (25 Punkte), führten Schwerin schließlich zum Satzball, den eine in Satz 3 sehr unauffällige Louisa Lippmann mit einem übersichtlichen Lob in Stuttgarts Feldmitte verwandelte, 22:25. Diesen Durchgang hatte Allianz MTV vor ausverkauftem Haus völlig unnötig verloren, was sich noch rächen sollte.


Stuttgart musste reagieren – und Stuttgart reagierte: Die Länge der Aufschläge wurde wieder besser und so brachte das Team eine kleine Führung bis zur ersten technischen Auszeit durch, 8:5. Doch sie konnte nicht lange gehalten werden, ein Problem, dass sich durch den ganzen Satz wie ein roter Faden zog. 8:8 nach zwei glanzvollen Punkten von Beta Dumančić. Dann wiederum 10:12, nachdem ein Angriffsball ins hintere rechte Eck des Feldes vom Schiedsrichter „Aus“ gegeben wurde. Diskussionen auf der Trainerbank und zwischen Debbie van Daelen und dem Oberschiedsrichter – nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Auch die Schwerinerinnen hatten bereits einige offensichtliche Fehlentscheidungen bemängelt. Athanasopoulos musste schnell reagieren, eine Viersatz-Niederlage bahnte sich an, da das Team seine herausgespielten Vorsprünge einfach nicht durchbringen konnte. Der erneute Doppelwechsel-Impuls brachte vier Punkte in Folge durch die eingewechselte Pia Kästner beim Aufschlag und zwei Molly-McCage-Danke-Bällen hintereinander. Koslowski brachte als Reaktion sofort wieder Hanke für Alanko und der SSC war bis zum 18:17 langsam wieder dran. Wieder den Vorsprung nicht durchgebracht. Also reagierte Athanasopoulos erneut mit dem Doppelwechsel retour … und die beeindruckende Nikoleta Perović steuerte mit einem Einzelblock gegen Jennifer Geerties bei Aufschlagserie Sándor unter dem Jubel des Publikums einen weiteren von ingesamt 21 Punkten zum 21:17 bei. Und dieses Mal blieb die Mannschaft konzentriert, ließ sich nicht mehr beirren: Zwei Bauerntrickversuche von Femke Stoltenborg innerhalb eines Ballwechsels, der zweite davon klappte und brachte bei 24:19 endlich die dringend benötigten Satzbälle. Den dritten davon verwandelte Michaela Mlejnková durch Anschlagen des SSC-Blocks, der Ball tropfte wie in Zeitlupe ins Schweriner Feld, 25:21, Tiebreak! Erneut hatten die Wechsel des Stuttgarter Trainers gefruchtet.


Stuttgart startete mit 0:3 schwach in den fünften Satz, die SCHARRena schwieg vor Enttäuschung. Doch das Team hatte ja noch Nikoleta Perović! Mit einem Ass schloss die Montenegrinerin ihre eigene Vierer-Breakserie am Aufschlagpunkt ab – plötzlich wieder unter ohrenbetäubendem Lärm in der modernen Sportarena. Zwischenzeitlich diskutierten die Schweriner Spielerinnen wieder mit dem Schiedsrichter wegen eines angeblich nicht berücksichtigten Tuschs von Stuttgarts Mittelblock bei einem Lippmann-Angriff ins Seitenaus. Ab hier begann dem Schiedsgericht die Partie langsam zu entgleiten. Schwerin kam mit dem 7:5 wieder etwas heran, doch Molly McCage blockte in der Folge Jennifer Geerties Angriff allein am Netz! Die zum Aufschlag eingewechselte Julia Schaefer steuerte erneut zwei Punkte bei, 10:7 für Stuttgart. Und kurz danach 12:9 nach einer spektakulären Defensiv-Rettung ausgerechnet von Louisa Lippmann – allerdings an die Hallendecke. Dies war der letzte Punkt Stuttgarts … und das Drama nahm seinen Lauf bei Aufschlag Jelena Oluic (und einem fantastischen Publikum, das zu diesem Zeitpunkt noch lauthals das Allianz-MTV-Lied anstimmte). Stuttgart hatte das Momentum klar auf seiner Seite, trotz eines zwischenzeitlichen 12:11. Der nachfolgende Aufschlag von Oluic ging mehr als deutlich ins Seitenaus, wurde aber von Schiedsgericht und den Linienrichtern zum 12:12 „Gut“ gegeben. Ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert durchdrang die Halle ob der Benachteiligung der „Blauen“  zum wichtigsten Zeitpunkt des gesamten Matches. Im darauf folgenden Spielzug segelte dann auch noch Louisa Lippmanns Angriff klar ins Aus, ohne Tusch des schwäbischen Mittelblocks. Den zuerst für Stuttgart gewerteten Punkt nimmt der Schiedsrichter zurück und entscheidet sich nach Rücksprache mit seinen Helfern um, Punkt Schwerin, 12:13. Die Allianz-MTV-Spielerinnen, das Trainer-Team und das gesamte Publikum sind außer sich, „Schiebung“-Rufe in der Halle werden immer lauter. Clever nutzen die Ostdeutschen die Unkonzentriertheit und machen auf das Match den „Deckel drauf“ – mit einem Schnellangriff über Außen durch Jennifer Geerties und abschließend, wie sollte es anders sein, einem weiteren Bauerntrick durch Denise Hanke (12:15).


Mit hochrotem Kopf nimmt die Stuttgarter Team-Kapitänin Debbie van Daelen nach dem Match den Unparteiischen beim obligatorischen Handshake „ins Gebet“, diskutiert später noch minutenlang am Schreibertisch mit dem zweiten Schiri, ihrem Trainer und dem Liga-Supervisor über die Szenen, die das Spiel zweifelsohne entschieden hatten. Auch das Bewegtbild wird immer wieder herangezogen, doch die mehr als unglückliche Tatsachenentscheidung ist natürlich in Stein gemeißelt. „Ich kann einfach nicht glauben, dass eine solche Unkonzentriertheit des Schiedsgerichts unser gutes Match zerstört und die harte Arbeit eines Jahres eventuell kaputt macht“, flüstert eine enttäuschte Nikoleta Perović nach dem Spiel in die TV-Mikrophone. Für die Diagonalangreiferin war es ein besonders bittersüßer Abend nach der hervorragenden Leistung, die sie (und auch die MVP, Annie Cesar) gezeigt hatte. Selbst einige Schweriner Fans hatten durchaus Zweifel, ob die Punkte am Ende des Matches tatsächlich richtig gewertet wurden. Dass die SSC-Spielerinnen die Situation zu ihren Gunsten nutzen, ist vollkommen in Ordnung und professionell. Das Schiedsgericht hätte jedoch bei eigener Unsicherheit immer noch die Möglichkeit, einen Punkt wiederholen zu lassen. Dies ist jedoch nicht geschehen und wird die Diskussionen über die Video-Challenge zumindest in den Playoff-Finals (ähnlich wie zum Beispiel im DVV-Pokalfinale) weiter anheizen.


Starting Six Stuttgart:
Stoltenborg – Mlejnková – McCage – Tapp – van Daelen – Sándor – Libera: Cesar (MVP)

Starting Six Schwerin:
Hanke – Szakmáry (MVP) – Barfield – Dumančić – Lippmann – Geerties – Libera: Carocci