Foto: CEV

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Allianz MTV Stuttgart nimmt Fenerbahçe Istanbul erneut einen Satz ab, muss sich am Ende aber dem hohen Favoriten auswärts mit 1:3 (15:25, 15:25, 25:23, 19:25) geschlagen geben. Damit scheidet das Bitter-Team im Viertelfinale der Volleyball Champions-League aus.


Es gab diesen einen Moment, da hielt selbst der so enthusiastische Burhan Felek Salonu in Istanbul den Atem an. Es war im vierten Satz, Allianz MTV hatte sich bravourös ins Match zurückgekämpft, gar zum 18:18 ausgeglichen. Und dann hatte Stuttgart die Chance, zum Einstieg der Crunch-Time in Führung zu gehen. Doch der dreimalige deutsche Meister vergab diese Gelegenheit, Eda Erdem ließ am Aufschlag die Muskeln spielen und sicherte ihrem Team mit dieser Serie am Ende den Einzug ins Halbfinale. 

Der Favorit hat sich also durchgesetzt, wie von den Experten prophezeit. Aber auch dieses Spiel in Istanbul sah eine Stuttgarter Mannschaft, die immer an ihre Chance glaubte, die die „Yellow Angels“ erneut vor sehr große Probleme stellte. Und die wieder phasenweise über sich hinauswuchs, vor allem in den Sätzen drei und vier. Am Ende setzte sich dann die spielerische Klasse vor allem einer Melissa Vargas durch, die Istanbulerinnen dürfen somit weiter auf den Triumph in der CL hoffen. Für Allianz MTV Stuttgart ist die europäische Reise erst einmal beendet, nach einer grandiosen Saison im höchsten europäischen Wettbewerb dürfen und sollten Team und Staff aber stolz auf die eigene Leistung sein. Auch wenn so kurz nach dem Ausscheiden vielleicht die Enttäuschung überwiegt. Und es wartet ja noch ein ganz großes Highlight in dieser Woche, am Sonntag, das Pokalfinale in Mannheim. Die Leistung in Istanbul, vor allem aus den letzten beiden Sätzen, sollte dem Team um Kapitän Maria Segura auf jeden Fall nochmal Selbstvertrauen geben. 

Im Hinspiel hatte man „Fener“ mächtig geärgert und der Favorit startete vor ausverkaufter Halle mit Wut im Bauch ins Spiel. In erster Linie im Aufschlag machten die Gastgeberinnen enorm Druck, sodass Konstantin Bitters Startformation (dieselbe wie im Hinspiel) schnell in Bedrängnis war. Vor allem Jolien Knollema war von Istanbul als Ziel ausgemacht worden, folgerichtig musste die junge Außenangreiferin beim Stand von 1:6 Ivana Vanjak weichen. Doch auch das half vorerst nichts, beim 2:9 aus Stuttgarter Sicht musste Cheftrainer Bitter bereits seine zweite Auszeit nehmen. Istanbul, angepeitscht von den eigenen Fans, konnte sich in der Anfangsphase immer wieder auf die starke Blockarbeit verlassen und im Angriff regelten eben die Stars um Fedorovsteva und Vargas die Angelegenheit. Zwar stabilisierte sich Stuttgart in Richtung Satzmitte, Ivana Vanjak hielt den Rückstand mit ihrem wuchtigen Angriff zum 9:14 in Grenzen, doch die starken türkischen Aufschläge raubten dem Stuttgarter Angriff alle Chancen. Mit 15:25 musste Allianz MTV den ersten Satz abgeben, der Favorit zeigte früh, in welche Richtung es gehen sollte.

Gleiches Bild im zweiten Durchgang. Wieder misslang der Start aus Stuttgarter Sicht völlig, wieder reagierte Konstantin Bitter früh. Jolien Knollema und Monique Strubbe bekamen eine Pause, Ivana Vanjak und Kayla Haneline wirkten dafür mit. Letztgenannte setzte mit ihrem Block zum 3:7 dann gleich mal ein Zeichen, im Nachgang tat es ihr Eline Timmerman gleich. Und weil auch Fenerbahçe im Gegensatz zum ersten Satz nun endlich mal Fehler einstreute, war Stuttgart beim 7:10 wieder einigermaßen in Schlagdistanz. Doch wieder gelang es dem Favoriten, dann die eigene Leistung anzuheben und schlussendlich auch diesen Satz deutlich zu gewinnen. 

0:2, zweimal deutlich im Hintertreffen. Stuttgart schien vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen. Und es lag vor allem an der Leistung der Gastgeberinnen, dass da bislang nicht mehr drin war in dieser Partie. Mit leicht verändertem Personal wollten die Gäste nun den Schalter umlegen. Ivana Vanjak blieb auf der Platte, dazu bildeten Monique Strubbe und Kayla Haneline den Mittelblock. Und dann gelang auch der Start. Krystal Rivers besorgte erst den 2:2-Ausgleich, dann erzwang Ivana Vanjak mit einer starken Abwehr den Istanbuler Fehler - die erste Führung für Stuttgart in diesem Match überhaupt. Endlich hatten die Gäste nun auch mal das nötige Matchglück, ein Ass von Maria Segura fiel hinten auf die Linie und zwang Fener zur Auszeit (7:4). Ivana Vanjak hielt den Abstand bei drei Punkten und dann packten die beiden Erfahrenen ein absolutes Highlight aus. Roosa Koskelo gelang quasi von der Auswechselbank ein ganz starkes Feldzuspiel auf Krystal Rivers und die Diagonalangreiferin konnte dieses auch zum 12:7 verwerten. Fenerbahçe reagierte mit dem Doppelwechsel, brachte mal eben Stysiak für Vargas, wohl dem, der diese Qualität im Kader hat. Kayla Haneline war das völlig egal, die US-Amerikanerin blockte zum 15:10, danach erzwang ein Segura-Block den nächsten Istanbuler Fehler - 16:10. Ein paar Fedorovsteva-Aufschläge später war Fenerbahçe zwar wieder dran, aber Stuttgart hatte jetzt Bock auf mehr. Krystal Rivers baute den Vorsprung wieder aus, dann hatte Monique Strubbe per Einbeiner und Block zwei wichtige Aktionen - 23:20. Zwar kam Fenerbahçe erneut zum Ausgleich, doch Krystal Rivers besorgte den Satzball und dann setzte ausgerechnet Melissa Vargas den Ball neben das Feld. Stuttgart hatte verkürzt und der Burhan Felek wurde deutlich ruhiger.

Zumal Stuttgart jetzt komplett in der Partie war. Krystal Rivers eröffnete den nächsten Satz, dann setzte Maria Segura den Ball schön lang ins Feld (2:1). Zwar ging Fener kurzzeitig in Führung, die Gäste hatten aber immer eine Antwort parat. So auch beim 5:5, als Britt Bongaerts glänzend Kayla Haneline für den Einbeiner bediente. Bis zum 8:8 hielt der Spielstand, dann zog der Favorit wieder die Zügel an. Auf fünf Punkte konnte sich Istanbul absetzen, Ivana Vanjak und Monique Strubbe per Block verkürzten auf 13:16. Britt Bongaerts servierte ein Ass zum 15:17, Nervenflattern bei Istanbul, die Auszeit des Favoriten war folgerichtig. Brachte nur nichts, erst verkürzte Krystal Rivers zum 17:18, dann schenkte Istanbul mit einem Netzfehler den Ausgleich her. Und dann war da sogar die Chance zur Führung, wie schon beschrieben, aber am Ende setzte sich doch die Istanbuler Klasse durch.

Trotz allem durfte sich das Team am Ende völlig zurecht von den mitgereisten Fans den Applaus abholen, vier Sätze hatte man einer der weltbesten Mannschaften abgenommen, das hätte wohl vorher niemand gedacht. Vor allem das Hinspiel wird in langer Erinnerung bleiben, aber auch im Rückspiel hat Allianz MTV gezeigt, dass dieser Hinspielsieg keine Eintagsfliege war. 

Jetzt gilt es allerdings schnellstens die Köpfe freizubekommen, denn schon am Sonntag steht die Entscheidung in Mannheim an. Dann geht es gegen Potsdam, dann wollen sich die Stuttgarterinnen für diese Highlight-Woche und für den großen Kampf in Istanbul belohnen.