Stuttgart behauptete seine Netzhoheit in der SCHARRena und durchbricht Dresdens Siegesserie. (Foto: Tom Bloch | www.tombloch.de)

Stuttgart behauptete seine Netzhoheit in der SCHARRena und durchbricht Dresdens Siegesserie. (Foto: Tom Bloch | www.tombloch.de)

In einer ausverkauften SCHARRena präsentiert sich Allianz MTV Stuttgart am Sonntag in optimaler Tagesform und besiegt Tabellenführer Dresden deutlich mit 3:0.

Dresden beginnt das Match mit der etablierten Starting Six aus Mareen Apitz, Katharina Schwabe, Ivana Mrdak, Dominikia Strumilo, Eva Hodanovà, Saša Planinšec und Myrthe Schoot als Libera – aber ohne seine, momentan deutschlandweit beste, Top-Scorerin Piia Korhonen, deren auffallend hellblonder Haarschopf heute wegen eines Infekts fehlt. Gleichzeitig feiert Micheli Tomazela Pissinato ihr Comeback im Spieltags-Kader von Allianz MTV Stuttgart – sie fiel noch im letzten Jahr wochenlang aufgrund einer Teilruptur der Plantarfaszie aus. Damit kann Trainer Giannis Athanasopoulos aus dem Vollen schöpfen.

Stuttgarter Blitzstart

Der Dresdner SC startet nervös in den ersten Satz, während Allianz MTV Stuttgart im Angriff alle Register zieht – so steht es in der ersten technischen Auszeit bereits 8:2. Das Team von Alexander Waibl kämpft mit Schwierigkeiten, Dominika Strumilo, Saša Planinšec und Eva Hodanovà gelingt es nicht, den Ball in der Stuttgarter Feldhälfte zu platzieren, viel öfter dafür im Aus. Waibl reagiert kurz darauf mit seiner ersten taktischen Auszeit, aber die Stuttgarter Spielerinnen lassen sich hiervon nicht beirren. In einer mit 2.251 Zuschauern ausverkauften SCHARRena brodelt der Hexenkessel unter den Dresdnerinnen, während die Stimmung die Heimmannschaft nur weiter beflügelt.
11:2, 15:4, 16:5 – mit einer so deutlichen Führung im ersten Satz gegen einen Gegner, der in seinen letzten 19 Spielen ungeschlagen blieb, hätte wohl keiner gerechnet. Wie wichtig es ist, die Konzentration gegen den DSC immer hochzuhalten, zeigt sich jedoch, wenn die Dresdner Annahme zielgerichtet bei Zuspielerin Mareen Apitz ankommt – und Eva Hodanovà den Ball mit Karacho auf den Boden vor Nika Daalderops Füße knallt.
Der Dresdner SC findet zwar nach der Satzhälfte langsam ins Spiel, aber die Stuttgarter Führung bleibt ungefährdet, da Molly McCage, Femke Stoltenborg und Michaela Mlejnková mit Präzision am Netz agieren. Mit 25:12 verzeichnet Stuttgart den ersten, wichtigen Satzgewinn an diesem Tag.

Tabellenführer wacht auf

Im zweiten Satz profitiert Dresden von seinem Aufschlagvorteil und erarbeitet sich die ersten drei Punkte – und damit den bisher größten Punkteabstand zu Allianz MTV in diesem Spiel. Kaum zwei Minuten später gleicht das Team um Kapitänin Deborah van Daelen mit 3:3 aus. Beim Stand von 6:4 wechselt Alexander Waibl für Dominika Strumilo Mannschaftsküken Rica Maase ein – deren Aufschlag beim 7:6 jedoch im Netz hängen bleibt. Trotzdem nimmt das Duell zwischen Stuttgart und Dresden nun die Dynamik an, mit der Volleyballkenner vor der Partie auch gerechnet haben. Gerade jetzt stimmt bei beiden Mannschaft alles – Angriff, Abwehr, Block – allein Nuancen wie gelegentliche Missverständnisse in der Abstimmung, unsaubere Zuspiele oder Aufschläge ins Aus entscheiden darüber, in wessen Richtung die Schiedsrichterin – die übrigens sehr fair pfeifft, worüber sich die meisten in der SCHARRena auch einig sind – den Arm hebt.
Nika Daalderop, Molly McCage und Co. machen wertvolle Punkte im Angriff gut, sodass die Führung zur zweiten technischen Auszeit mit 16:13 bei Stuttgart liegt. Beim Stand von 18:17 nimmt Stuttgarts Trainer Athanasopoulos jedoch die Auszeit, um Dresden den Wind aus den Segeln zu nehmen – und das erfolgreich, was Alexander Waibl missfällt, dieser wechselt darauf gleich zwei Spielerinnen aus – was Giannis Athanasopoulos nicht gefällt, denn die zunächst chaotische Auswechslung verzögert das Weiterspiel. Und so sehen beide Trainer gelb. Ihre Führung gibt die 14-köpfige Stuttgarter Mannschaft aber auch im zweiten Satz nicht mehr her. Nika Daalderop verwandelt mit einem starken Außenangriff den Satzball zum 25:18.

Gastgeber in besserer Tagesform

Mit zwei Gewinnsätzen hat Stuttgart bereits einen Punkt auf den Tabellenführer gutgemacht, aber zwei Punkte sind in diesem Spiel noch zu holen – und diese wollen Deborah van Daelen und ihre Mitstreiterinnen sicher auf ihrem Konto verbuchen! So startet Allianz MTV übermächtig in den dritten Satz, zieht zunächst mit 6:2 davon und geht mit einem Drei-Punkte-Vorsprung in die erste technische Auszeit. Diesen holt der Dresdner SC zum 11:11 ein, wofür sich Allianz MTV aber an die eigene Nase fassen muss.
Durch starke Blockarbeit, Angriffe und Abwehr setzt sich das Team um Giannis Athanasopoulos – der seinen Feldspielerinnen durchaus emotionale Anweisungen gibt, da der Satz schließlich noch nicht zu Ende gespielt ist – aber erneut ab. Und während die Zuschauer den denkwürdigen 3:0-Triumph über den momentanen Tabellenführer kommen sehen, verdunkeln sich die Wolken über dessen Feldhälfte immer weiter. Dresdens Nervosität ist wieder deutlich zu spüren, da auch erfahrenen Spielerinnen wie Myrthe Schoot nun leichte Fehler unterlaufen. Allianz MTV Stuttgart spielt sichtlich befreit auf – manchmal zu befreit, wenn die zu druckvollen Aufschläge ins Aus segeln – aber auch dies ändert nichts mehr am herannahenden Ergebnis. Mit 25:19 besiegelt der Netzaufschlag von Barbara Wezorke den Stuttgarter 3:0-Sieg.
„Dadurch, dass Dresden heute nicht auf Piia Korhonen zurückgreifen konnte, mussten wir uns in jedem Satz neu auf Dresden einstellen, da sie immer etwas umgestellt haben, und wussten nicht sicher, worauf wir uns vorbereiten müssen. Ich bin so stolz auf mein Team, dass sie diese Herausforderung heute so stark gemeistert haben“, erklärt Athanasopoulos nach dem Match.

Damit schließt Allianz MTV mit nun 37 Tabellenpunkten bis auf einen Punkt Rückstand zum Dresdner SC auf – allerdings auch mit einem Spiel weniger als der Tabellenführer!

Zu den MVP werden Mittelblockerin Saša Planinšec (DSC) und Außenangreiferin Nika Daalderop (AMS) gekürt. Stuttgarts Sportdirektorin Kim Renkema ist im Anschluss an die Begegnung ab 23.40 Uhr zu Gast bei „Sport im Dritten“ im SWR Fernsehen.