Jubel in Stuttgart über die errungene Tabellenführung! (Foto: www.tombloch.de)

Jubel in Stuttgart über die errungene Tabellenführung! (Foto: www.tombloch.de)

Allianz MTV Stuttgart hat die Tabellenführung in der Volleyball Bundesliga übernommen. Mit einem ungefährdeten 3:0-Sieg gegen den VfB Suhl Lotto Thüringen startete das Team von Giannis Athanasopoulos in die Heimspiel-Saison 2019 – und steht nun vor vier extrem anstrengenden englischen Wochen – mit nationalen und internationalen Matches im Wechsel.

Gegen den unbequemen „Angstgegner“ aus Thüringen, gegen den die Stuttgarterinnen schon lange nicht mehr glatt gewonnen hatten und sich seit Jahren fast schon traditionell schwertun, stotterte der Motor auch dieses Mal – allerdings nur zu Beginn des ersten Satzes. Sarah Wilhite war es, die mit einem Blitzstart gleich die ersten drei der vier Stuttgarter Punkte machte. Doch schon kurze Zeit später war bei der 23-jährigen US-Amerikanerin die Luft sowohl in der Annahme als auch im Angriff urplötzlich raus – fast so wie bei den „Stars“ aus der Snickers-Werbung: „Du bist einfach nicht Du, wenn Du hungrig bist“. Ob ein Schokoriegel nachfolgend wirklich gegen ihre Verunsicherung geholfen hätte, ist unklar. In jedem Fall wurde Wilhite zur Crunchtime des ersten Satzes beim Stande von 21:18 nach einem Annahmefehler ausgewechselt und Julia Schaefer übernahm nahtlos ihre Aufgabe im Team. Eine Stärke der Mannschaft vom Neckar ist sicherlich genau diese Geschlossenheit und starke Doppelbesetzung auf allen Positionen. So kann bei einem schwächeren Tag jederzeit eine andere Spielerin die entsprechenden Aufgaben gleichwertig übernehmen.
Insgesamt ist zu konstatieren, dass die Stuttgarter Defensive während des ersten Durchgangs ordentlich Probleme mit der Annahme der druckvollen Aufschläge von Suhl hatte (interessanterweise bis auf die gewaltigen Sprungaufschläge der Suhler Starspielerin Tereza Patočková! Die hatte man gut im Griff.). Mit Julia Schaefer auf dem Platz änderte sich das ab dem zweiten Satz dann glücklicherweise. Ach ja: Und Stuttgart gab nach der Auswechslung von Sarah Wilhite keinen einzigen Punkt mehr ab, 25:18. Dass Jana-Franziska Poll für die abschließende Aufschlagserie mit drei Punkten am Stück (inkl. einem Ass) verantwortlich zeichnete, braucht man ja inzwischen fast schon nicht mehr zu erwähnen. Schmunzeln reicht … Dass JFP in den Statistiken der Volleyball Bundesliga die Liste der besten Aufschlägerinnen nicht längst anführt, kann also wirklich nur ein grober Statistik-Fehler sein: Bitte nachzählen!!


Ebenfalls mit einem Ass und drei Punkten am Stück machte es ihr Micheli Pissinato gleich zu Beginn des zweiten Satzes nach, was zu einem Vier-Punkte-Vorsprung führte, den Suhl in der Folge nicht mehr kompensieren konnte. Auch wenn sie kämpften. Aber das taten Roosa Koskelo & Co. auch. Bestes Beispiel war ein absolut mühevoll erkämpfter Punkt der Suhler Mittelblockerin Sima Ciganikova zum zwischenzeitlichen 6:3 im dritten Angriffsversuch von Suhl. Die ersten beiden glasklaren Chancen hatte das Abwehrbollwerk um Koskelo, Poll und Schaefer mit Hechtsprüngen und Flugeinlagen bis weit außerhalb des Feldes noch sensationell abwehren können – doch dann ging der Punkt eben leider doch an Suhl. Aber die mehr als 1.800 Fans in der Halle feierten das Team ob seiner Kampfkraft minutenlang frenetisch. Und das hatte Folgen: Denn dann kam Molly McCage – und während ihres Aufschlags brachen die Thüringerinnen bis auf 13:4 vollends ein. Der Satz war zu diesem Zeitpunkt praktisch schon gelaufen. Der Suhler Trainer Mateusz Żarczyński wechselte die Zuspielerin und die Angriffsformation, wo bis dahin weder Claudia Steger noch Tereza Patočková Impulse setzen konnten. Doch all das brachte nichts. Selbst Stuttgarts vermeintlich „zweite Riege“ mit Maddy Bugg, Debbie van Daelen, Renáta Sándor und Annie Cesar hielt den Vorsprung locker und ging mit 25:15 „über die Ziellinie“.


Im dritten Satz schien dann doch noch jemand ein Snickers gegessen zu haben und war wieder „sie selbst“: Tereza Patočková zeigte plötzlich die Leistung, für die sie bekannt ist, und holte in der Punktewertung noch ordentlich auf, ohne allerdings Krystal Rivers mit ihren insgesamt 15 Punkten noch als Topscorer gefährden zu können. Doch Stuttgart war zu diesem Zeitpunkt längst im „Flow“, dominierte den Block nach Belieben und hatte die Annahme soweit im Griff, dass nichts mehr anbrennen konnte. Punkt-für-Punkt setze sich das Athanasopoulos-Team ab. Wieder drei Aufschlagpunkte (inklusive Ass) von Poll – gefolgt von weiteren fünf Punkten am Stück bei Aufschlag Paige Tapp, die in diesem Satz für Molly McCage spielte, ließen Suhl halbwegs verzweifeln. Obendrauf noch ein Bauerntrick von Maddy Bugg und ein longline auf die Linie „geklebter“ Ball von Renáta Sándor – und schon war er da, der Matchball. Und dieser war so kurios wie das dann zugegebenermaßen doch beeindruckende Comeback von Patočková im dritten Satz. Denn leider hatten ihre Mitspielerinnen wohl schon aufgegeben: Einen ultraharten Angriffsschlag von Patočková konnte die famose Allianz-MTV-Abwehr noch kontrollieren, allerdings flog der Ball im hohen Bogen zurück auf die Suhler Seite Richtung Seitenaus. Alle Suhlerinnen zogen die Arme zurück, dachten, der Ball ginge weit ins Aus. Doch er landete zielgenau auf der Linie – und die Thüringerinnen blickten sich entsetzt in die Augen. 25:14, das Match war vorbei – und in der SCHARRena waren schnell die ersten „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Gesänge zu hören …


„Wenn wir auch weiterhin die Big Games gewinnen wollen, müssen wir in solchen Spielen wie heute auch mal was testen, andere Line-ups und Spielzüge“, so Trainer Athanasopoulos gleich nach dem Spiel im Interview. „Nur so können wir unsere Form konservieren, gerade in den kräfteraubenden englischen Wochen, die vor uns stehen. Für uns zählt jetzt erst mal nur eins: Konzentriert bleiben, immer nur von Spiel zu Spiel denken – und vor allem: gesund bleiben!“



Starting Six Stuttgart:
Kästner – Poll – McCage – Tomazela (MVP) – Rivers – Wilhite – Libera: Koskelo

Starting Six Suhl:
Bruns – Siebring – Jacobson – Ciganikova – Patočková (MVP) – Steger – Libera: Sain