Den "Einbeiner über Kopf" verwertet: Stuttgarts Mittelblockerin Juliet Lohuis punktet gegen Suhl.  (Foto: Tom Bloch - www.tombloch.de)

Den "Einbeiner über Kopf" verwertet: Stuttgarts Mittelblockerin Juliet Lohuis punktet gegen Suhl. (Foto: Tom Bloch - www.tombloch.de)

Allianz MTV Stuttgart hat am Mittwochabend im TV-Match des aktuellen Spieltags gegen den Tabellenletzten aus dem thüringischen Suhl einen glanzlosen 3:0-Sieg eingefahren. Trainer Giannis Athanasopoulos gab seinen Leistungsträgerinnen Krystal Rivers, Simone Lee und Martina Samadan bewusst Zeit zur weiteren Regeneration und somit den Spielerinnen aus der vermeintlich „zweiten Reihe“ jede Menge Spielzeit. Diese zahlten das Vertrauen zunächst mit einer konzentrierten Leistung zurück, konnten das Niveau jedoch nicht über das gesamte Match hochhalten.


So wurde es zur Crunchtime im zweiten und dritten Satz unangenehm knapp für den Deutschen Meister, die überraschend zahlreich erschienenen Fans (1.880) mussten Satzverluste gegen ambitioniert kämpfende Suhlerinnen fürchten. Doch Jenna Rosenthal & Co. konnten das Ruder in beiden Durchgängen gerade noch herumreißen, mussten dabei jeweils große Rückstände aufholen.

Den ersten Satz dominierte Allianz MTV noch, ohne dabei zu glänzen. Mit stabiler Annahme und viel erstem Tempo setzte sich Stuttgart langsam, aber kontinuierlich nach Punkten ab. Spätestens nach der Aufschlagserie von Cansu Aydinogullari zur Satzmitte hin war klar, dass dieser Satz nur an Juliet Lohuis & Co. gehen konnte. Auf fünf Punkte war der Vorsprung bis zur zweiten technischen Auszeit schon angewachsen, Suhl war unter anderem mit dem Druck des Stuttgarter Aufschlags überfordert. Und im Angriff war es vor allem Alexandra Lazic, die für Stuttgarter Punkte sorgte. So standen am Satzende mit einem Angriffsschlag von Suhls Diagonalangreiferin Teresa Patockova, der longline knapp ins Seitenaus segelte, acht Punkte Vorsprung für Stuttgart und ein 25:17 unter dem Strich. Amüsantes Zahlenspiel am Rande: Im zentralen Zuspiel standen sich während des Matches die Rückennummern 17 (Bruns) und 17 (Aydinogullari) gegenüber, in der Abwehrmitte quasi „virtuell“ die Liberas mit den Nummern 6 (Tauchert) und 6 (Cesar). Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten der beiden Teams auf dem Platz …

Doch während Suhl auf diesem Niveau weiterspielte, sich jedoch in der Abwehrarbeit stetig verbesserte, schlichen sich auf Stuttgarter Seite jetzt vermehrt Fehler ein und die Quote guter Annahmen sank erheblich. Dank guter Aufschlagsspiele von Aydinogullari und Jennifer Hamson und der weiterhin gut, aber nicht mehr so überragend wie im ersten Durchgang angreifenden Alexandra Lazic konnte das Stuttgarter Team dies bis zur Satzmitte hin kompensieren und trotzdem einen kleinen Drei-Punkte-Vorsprung herausspielen. Doch dann kam auf Suhler Seite die niederländische Außenangreiferin Hester Jasper immer besser ins Rollen. Ihr eigenes Aufschlagspiel und das von Mittelblockerin Simona Ciganikova brachten den Thüringerinnen 7:1 Punkte in Folge und eine 20:17-Führung, der Satz schien Allianz MTV urplötzlich zu entgleiten. Man merkte den Spielerinnen die Verunsicherung an, aber auch die auflodernde Kampfkraft. In einer Auszeit motivierten die Führungsspielerinnen nochmals alle auf dem Platz – und bekamen Erstaunliches zu sehen: Die Rotation brachte Celine van Gestel an die Aufschlaglinie … und es folgten sechs Stuttgarter Punkte en bloc, vor allem Jennifer Hamson spielte hier in Block und Angriff ihre Stärken und Größenvorteile aus. Von dieser Aufholjagd erholte sich Suhl nicht mehr. So beendete Juliet Lohuis schließlich mit einem kurzen Aufsteiger durch die Mitte den Satz zum 25:22 für Stuttgart – und die Fans konnten gemeinsam mit Maskottchen Charly (der seinen Kumpel Fritzle vom Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart zu Gast hatte) durchatmen.

Wer jetzt gedacht hatte, Suhls Abwehrkraft sei gebrochen, der irrte gewaltig. Der zweite Satz war ein Abbild des ersten, nur mit verschärften Rahmenbedingungen für Stuttgart. Suhl spielte konzentrierter, sehr abwehrstark und setzte Stuttgart mit guten Aufschlägen unter Druck. Die neu hereingekommene Zuspielerin Ainise Havili wusste gar nicht, wie ihr geschah, konnte zunächst kaum Akzente setzen. Stuttgart geriet erst leicht, später dann heftig in Rückstand – und auch Alex Lazic wurde plötzlich vom Pech verfolgt. Stuttgarts großes Manko, der fehlende Angriffsdruck über Außen („Chancentod“) war wieder zurück in der SCHARRena. So führte Suhl schon mit 17:9, der Stuttgarter Block bekam Hester Jasper zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr in den Griff. Doch, wie gesagt: Der Satz war ein Abbild des vorherigen, nur krasser: Ein Aufschlagspiel von Jennifer Hamson brachte diesmal die Wende – und ganze zehn Punkte hintereinander für Stuttgart! Und die Serie löste auch die Blockade von Alexandra Lazic, die nun wieder zu teils spektakulären Punkten kam. Mit 19:19 in die Crunchtime: Die Fans hatten damit längst nicht mehr gerechnet. Doch Suhl hatte sich von der Schwächephase erholt und kämpfte aufopfernd in der Defensive, blieb dran! Bis zu einem krachenden Hinterfeldangriff von Jennifer Hamson, der das 24:22 brachte und somit Matchball für Stuttgart. Und hier geriet die Annahme von Suhl etwas zu lang, was Jenna Rosenthal am Netz mit einem Direct Winner, den sie gnadenlos im Suhler Feld versenkte, sofort zu nutzen wusste.

Allianz MTV Stuttgart hat das Match gegen den VfB Suhl Lotto Thüringen zu guter Letzt also klar mit 3:0 gewonnen. Eine souveräne Vorstellung konnte die „zweite Reihe“ des Teams von Giannis Athanasopoulos aber nur einen Satz lang präsentieren. Danach wurde es ordentlich eng. So drängte sich keine Spielerin wirklich für größere Aufgaben auf – und die latente Angriffsschwäche ohne Krystal Rivers und Simone Lee bleibt weiter auffällig. Noch zwei Saisonspiele stehen für Stuttgart jetzt aus – plus die Abschlusspartie der Hauptrunde in Schwerin. Allianz MTV hat es derzeit noch in der eigenen Hand, als Tabellenführer in die Playoffs zu gehen. Es wird allerdings sehr schwer werden, Schwerin dürfte (auch mit Blick auf die aktuelle Formkurve) derzeit sicherlich leicht favorisiert sein.


Starting Six Stuttgart:
Aydinogullari – van Gestel – Rosenthal – Lohuis – Hamson – Lazic (MVP) – Libera: Cesar
 

Starting Six Suhl:
Bruns – Siebring – Jacobson – Watson – Patockova – Jasper (MVP) – Libera: Tauchert