Kleines Finale vor großen Zuschauern

Allianz MTV gelang es am Samstagabend, sich die noch bestmögliche Playoff-Ausgangsposition nach Schwerin zu sichern. (Foto: Tom Bloch | www.tombloch.d

Mit dem 3:1-Sieg gegen Potsdam bleibt Stuttgart Tabellenzweiter.

Zwei Punkte lang ließ Allianz MTV Stuttgart seine Fans in der SCHARRena stehen, ehe Potsdam Ljubica Kecman die Stuttgarter mit einem Aufschlag ins Aus erlöste. In der Starting Six fehlte am Samstagabend Außenangreiferin Michela Mlejnková, die sich aufgrund von noch ungeklärten muskulären Problemen an diesem entscheidenden Spieltag schonen musste.

Der SC Potsdam hingegen trat direkt mit vollem Spielerinnenaufgebot – und einer äußerst angriffslustigen Roslandy Acosta Alvarado – aufs Feld. Stuttgarts Trainer Guillermo Hernández erkannte die Startschwierigkeiten seiner Mannschaft relativ früh und reagierte mit einer taktischen Auszeit. Jennifer Pettke wurde für Micheli Tomazela Pissinato eingewechselt und sollte die Frische und Kraft aufs Feld zurückbringen, die bei Stammspielerinnen wie Renáta Sándor, Valerie Nichol und Co. unter den eng getakteten Spielwochen in Bundesliga und CEV Cup litt – und immernoch leidet, denn für Allianz MTV geht es nach der anspruchsvollen Hauptrunde bereits am Dienstag, 7.3., im CEV-Cup-Viertelfinale gegen den Champions-League-Sieger 2016, Pomì Casalmaggiore, weiter.

Katastrophaler Start für Allianz MTV

Im Verlauf des ersten Satzes kristallisierte sich recht schnell heraus, dass Renáta Sándor, eine von Stuttgarts Leistungsträgerinnen, an diesem Abend nicht das Niveau abrufen konnte, das sich Allianz MTV gewünscht hätte. Und auf das die Mannschaft in gewisser Weise auch angewiesen war, wollte man doch den zweiten Tabellenplatz als bessere Ausgangsposition für die Playoffs halten. Aber während der Dresdner SC und der USC Münster sich parallel ein Punkt-an-Punkt-Rennen lieferten, verlor Allianz MTV in der heimeligen SCHARRena komplett den Anschluss, hinkte einem 8-Punkte-Rückstand hinterher. Julia Schaefer löste Renáta Sándor auf der Außenangriffsposition ab, brachte aber auch nicht die erhoffte Wende für den Gastgeber. Hernández reagierte prompt mit dem Doppelwechsel Kočar/Whitney für Nichol/van Daelen. Damit standen mit Libera Buakaew und der zurückgekehrten Kim Renkema nur noch zwei von Stuttgarts Stammspielerinnen auf dem Feld. Und bei einem Endstand von 13:25 im ersten Satz stellte sich die Frage: Konnte Allianz MTV das Spiel noch drehen und den Sieg aus eigenen Kräften schaffen? Oder blieb dem Team nur zu hoffen, dass der USC Münster einen Sieg gegen den Dresdner SC errang?

Der nächste Satz sollte sich zunächst als noch schlimmeres Abbild des ersten herausstellen, denn hier verlor Allianz MTV Stuttgart gleich zu Beginn den Anschluss an die Potsdamerinnen, die absolut keine Anzeichen von Entspannung oder Gleichgültigkeit zeigten. Das Team von Trainer Davide Carli hatte dabei schon den vierten Tabellenplatz sicher, konnte weder von unten angegriffen, noch den Teams auf dem Tabellentreppchen gefährlich werden.

Pokalfinale 2.0

Nach der Einwechslung von Kiki Kočar und dem Verkürzen des Punktabstands wurde Carli dann wohl doch unruhiger, beim 11:14 nahm er seine erste taktische Auszeit. Aber wenn Allianz MTV einmal im Fluss ist, steigt die Mannschaft nichtmehr so schnell aus dem Neckar. Plötzlich präsentierte sich mit Kočar als Zuspielerin wieder das Team auf dem Feld, das sich Ende Januar im Pokalfinale aus dem 0:2-Satzrückstand gekämpft und sich mit dem Pokal belohnt hatte. Und mit Kim Renkema, Aiyana Whitney und ihren Kolleginnen standen auch 1950 Stuttgarter Fans in den Reihen, die sensationelle Unterstützung für ihr Team in jedes Klatschen, jedes Jubeln, jede Fangesang legten! Damit trugen die Fans maßgeblich zu der Welle an Power bei, die Allianz MTV fortan aufbaute und ihre Schatten auf den SC Potsdam warf. Diesem merkte man die Nervosität nun zunehmend an, das Potsdamer Spiel gestaltete sich hektischer, ungenauer, angriffsschwächer.

Mit 25:20 stand es nun 1:1 nach Sätzen. Und alles war wieder offen, während auch der DSC gegen den USC mit dem Gewinn von Satz Zwei ausglich.

Während sich Allianz MTV, insbesondere Diagonalspielerin Aiyana Whitney, daraufhin im Pokalfinalmodus in einen regelrechten Rausch spielte, kippte das Potsdamer Spiel unter der nahenden Stuttgarter Welle, die sich Stück für Stück in Richtung des Potsdamer Ufers bewegte. Julia Schaefer löste Renáta Sándor ab und landete direkt den ersten Punkt mit einer bloßen Annahme, die dorthin zurücksprang, wo sie herkam. Aber dem SC Potsdam wehte nicht nur Druck von der gegnerischen Feldhälfte entgegen, sondern auch von hinten, vorne, links und rechts, denn die Stuttgarter Fans meinten es ernst, den zweiten Tabellenplatz gemeinsam mit ihrer Mannschaft zu sichern. Und diesem Ziel kam Stuttgart mit dem 25:21-Endstand im dritten Satz einen entscheidenden Schritt näher! Und während Stuttgart Potsdam im Hexenkessel SCHARRena gar kochte, spielte sich im Match des Dresdner SC gegen den USC Münster Gegensätzliches ab – denn Favorit Dresden gab den dritten Satz mit 24:26 an den USC ab.

Stuttgart siegt, Dresden unterliegt

Böse Überraschungen bescherte Allianz MTV im vierten Satz nicht mehr, allerhöchstens dem SC Potsdam, der sich auf weiter Flur abhängen ließ. Selbst Acosta Alvarado konnte die Flutwelle nichtmehr abwenden, die über ihre Mannschaft schwappte. Aber zur Satzhälfte hin unterliefen Allianz MTV doch immer wieder leichte Fehler und Annahmeungenauigkeiten, sodass der SCP die Gelegenheit hatte, den Rückstand bis auf zwei Punkte aufzuholen. Ein fünfter Satz wäre für die Stuttgarter nicht schlimm, solange es ein gewonnener fünfter Satz wäre, denn damit wäre Allianz MTV, ungeachtet des Ausgangs des Dresdner Spiels (das übrigens tatsächlich mit 1:3 an den USC Münster ging), der zweite Platz sicher. Aber bis zum Tie Break ließen es die blauen Schmetterlinge dann doch nicht kommen, mit 25:19 war klar: Allianz MTV startet von Platz Zwei aus in die Playoffs. Und der Gegner? Die Pre-Playoffs werden es entscheiden, wer als Tabellensiebter gegen den Pokalsieger antreten muss.