Die Hürde Vilsbiburg übersprungen. Simone Lee und Allianz MTV Stuttgart. Foto: Moritz Bosold

Die Hürde Vilsbiburg übersprungen. Simone Lee und Allianz MTV Stuttgart. Foto: Moritz Bosold

Allianz MTV Stuttgart ist in der Volleyball-Bundesliga weiter das Maß aller Dinge. Gegen die Roten Raben Vilsbiburg setzte sich der Primus vor heimischen Publikum nach einer kleinen Schwächephase letztlich ungefährdet mit 3:1 (25:18, 25:16, 15:25, 25:17) durch und hat nunmehr alle zwölf Ligaspiele gewonnen. Vor 500 Zuschauern in der SCHARRena konnte auch das Fehlen von Headcoach Tore Aleksandersen die Stuttgarterinnen nicht stoppen.


Das Spiel war eben zu Ende gegangen, die MVPs waren gewählt, da sprudelte es aus der wie gewohnt starken Roosa Koskelo förmlich heraus:“ Wir sind sehr froh wieder hier in der SCHARRena zu sein. Gerade zum Start ins neue Jahr vor den Fans zu spielen, das ist superschön und ich hoffe, dass es auch so bleibt.“ Die 500 angesprochenen Fans hatten da ihre Mannschaft längst klatschend in die zweiwöchige Heimspielpause verabschiedet. Und das wieder einmal mit einem Sieg. Zwölf Siege aus zwölf Spielen kann „Stuttgarts schönster Sport“ nun vorweisen – einen besseren Start kann es fast nicht geben. Auch gegen die Roten Raben leistete man sich auf Stuttgarter Seite keinen Fehltritt, einzig der schwache dritte Satz, in dem man gegen kämpferische Gäste wenig Lösungen fand, trübte den nächsten Heimdreier. Doch alles in allem fiel das Fazit trotzdem positiv aus. „In den ersten zwei Sätzen haben wir das Spiel komplett kontrolliert. Dann haben wir ein bisschen den Fokus verloren, einfache Fehler gemacht. Im letzten Satz haben wir dann gut in die Spur zurückgefunden und eine gute Partie gemacht“, so fasste die finnische Libera das Match schlussendlich zusammen.

Nur 50 Stunden nach dem Auswärtsspiel in Erfurt gab es vor Spielbeginn zunächst eine kleine Hiobsbotschaft, die aber zu erwarten gewesen war. Headcoach Tore Aleksandersen durfte nicht wie gewohnt auf der Bank Platz nehmen, sondern musste nach seinem Platzverweis in Erfurt von der Tribüne aus zuschauen – er wurde vom Gespann Bendik Huus und Faruk Feray jedoch glänzend vertreten. Ganz in Zivil sah der Norweger zunächst einen ausgeglichenen Start. Allianz MTV war mit der identischen Anfangsformation wie im Spiel gegen Erfurt unterwegs. Das erste Highlight konnten die Gastgeberinnen direkt zu Beginn verbuchen. Ilka van de Vyver eröffnete das Duell des Ersten gegen den Neunten mit einem Service-winner. Doch weil auch der RRV gut in das Spiel hineinfand, konnten sich die Stuttgarterinnen nicht wirklich absetzen. Das gelang erst, als Ilka van de Vyver im Zuspiel ihre Mittelblockerinnen einsetzte. Erst erhöhte Mira Todorova auf 7:5, dann blockte Eline Timmerman zum 13:7. Die zwischenzeitliche Auszeit von Coach Florian Völker bremste Allianz MTV nicht. Maria Segura tippte in der Folge zweimal den freien Ball ins Feld der roten Raben, dann schwächelte auch noch Vilsbiburgs Top-Angreiferin Alexis Hart. Beim 17:9 für Stuttgart nahm der RRV die zweite Auszeit, doch das Ruder ließ sich nichtmehr herumreißen. Bendik Huus konnte noch Lara Berger und Julia Nowicka Spielzeit geben, schlussendlich besiegelte ein Block von Eline Timmerman das 25:18 und damit die 1:0-Satzführung.

Im zweiten Satz machte wieder Eline Timmerman den ersten Punkt für die Heimmanschaft. Weil die Roten Raben zu nervös agierten, wuchs der Abstand schnell, Mira Todorova stellte mit dem Einbeiner longline auf 7:2. Die Zuschauer kamen auf ihre Kosten, dennoch war es einer Akteurin nicht laut genug. Nach einer starken Rettungstat Roosa Koskelos, einem Überkopf Zuspiel ihrer selbst auf Simone Lee, feierte Ilka van de Vyver den Punkt emotional – und trieb die 500 in der SCHARRena weiter an. Und dann meldete sich auch die Kapitänin so richtig im Spiel an. Drei Punkte in Folge machte Krystal Rivers und sorgte beinahe für Resignation bei den in Schwarz spielenden Gästen aus Bayern (17:12). Zum Schluss des zweiten Durchgangs durfte dann T’ara Ceasar ihr Heim- und gleichzeitig auch Profidebüt feiern. Dieses krönte sie mit dem entscheidenden Punkt zum Satzgewinn, als sie eine verunglückte Rettungstat Vilsbiburgs zum 25:16 stopfte.

Im dritten Abschnitt schlug jedoch das Phänomen des Erfurt-Spiels wieder zu. Scheinbar mit dem sicheren Gefühl, das Spiel schon gewonnen zu haben, ließen die Spielerinnen in Blau nach. Und gewährten so Vilsbiburg endlich Eintritt in die Begegnung. Angeführt von einer stabilen Abwehr um Libera Dammer und der starken Jodie Guilliams (18 Punkte) zogen die Gäste sukzessive davon. Einzig Eline Timmerman stemmte sich gegen den Satzverlust, die spätere MVP sorgte immer wieder im ersten Tempo für Gefahr. Doch sonst klappte wenig bei Stuttgart. Interimstrainer Bendik Huus reagierte, brachte Lara Berger für Krystal Rivers und Julia Nowicka für Ilka van de Vyver. Doch die Wechsel blieben ohne Wirkung. Zwar sorgten beide nochmal für Highlights, die polnische Zuspielerin setzte einen Angriff mit dem zweiten Ball (!) tatsächlich ins lange Eck des Vilsbiburger Feldes, auch Lara Berger und Eline Timmerman punkteten nochmal. Doch schlussendlich stand eine herbe Satzniederlage zu buche. 15:25 und Vilsbiburg schöpfte neuen Mut.

Den vierten Durchgang begann der Tabellenführer wieder hochkonzentriert. Krystal Rivers sorgte mit ihrem Ass zum 3:1 schnell für eine komfortablere Führung, die durch Simone Lees Service-Winner und durch Eline Timmermans Block ausgebaut werden konnte (8:5 und Auszeit Rote Raben). Plötzlich lief es wieder wie geschmiert. Krystal Rivers traf fast alles, Eline Timmerman sowieso. Mit 18 Punkten war die Niederländerin die bestimmende Spielerin auf dem Feld.  Als dann schließlich noch die Zuschauer Bendik Huss zu einer Challenge aufforderten und Recht behielten, da konnte gar nichts mehr schiefgehen. Maria Segura erhöhte auf 19:13, dann kämpfte sich Vilsbiburg nochmal heran. Doch am Einer-Block Eline Timmermans zerschellten alle Raben-Hoffnungen. Schlussendlich besiegelte die Niederländerin mit der Nummer Neun mit einem feinen Lob den 3:1-Sieg und durfte sich die MVP-Goldmedaille abholen.

„Wir müssen jetzt die guten Dinge aus dem Spiel herausziehen und weiter nach vorne blicken“, mahnte Roosa Koskelo noch, dann verschwand die Finnin zum Feiern in die Kabine. Das nächste Heimspiel steht für Allianz MTV erst am 22.01. gegen Aufsteiger Neuwied an. Dazwischen gibt es das Pokalhalbfinal-Rematch in Münster (15.01.).

Highlights des Spiels

Video-Zusammenfassung bei Sport1 und Interview mit Kim Renkema

Bildergalerie von Teamfotograf Jens Körner