Martina Samadan und Krystal Rivers von Allianz MTV Stuttgart: keine Chance gegen Schwerin. (Foto: Moritz Bosold)

Der SSC Palmberg Schwerin hat sich bei Allianz MTV Stuttgart für die verlorene Meisterschaftsserie der vergangenen Saison revanchiert und den Supercup in Hannover gewonnen. Vor 4.535 Zuschauern in der TUI-Arena schlug der amtierenden Deutsche Pokalsieger die Mannschaft von Giannis Athanasopoulos mit 3:1 Sätzen (25:22, 31:33, 25:19, 25:18).

Das Team um die glänzend aufgelegte Zuspielerin Britt Bongaerts wusste vor allem mit beeindruckender Defensivarbeit zu überzeugen, während die personell stark veränderten Stuttgarterinnen doch noch Eingespieltheit und Konstanz vermissen ließen. Vor allem muss der Deutsche Meister aber weiter an seiner Genauigkeit im Zuspiel arbeiten.

Der LED-LumiFlex-Boden, auf dem in Hannover gespielt wurde, und der speziell beim Einlauf der Teams und bei besonderen Ballwechseln für ein spektakuläres visuelles Erlebnis beim Zuschauer sorgte, schien Stuttgart zunächst zu beflügeln. Mit 7:3 startete die Mannschaft um Teamleaderin Krystal Rivers in den ersten Satz, strahlte dabei mehr Sicherheit als Schwerin aus und überzeugte mit soliden Aufschlägen, guter Defensivarbeit und Blockstärke. Doch Schwerin kam Stück für Stück besser ins Spiel, erhöhte mit pfiffigen Aufschlägen den Druck auf Stuttgarts Annahme und durchschaute das auf Stuttgarter Seite doch stark auf Rivers zugeschnittene Spiel. Eine 0:5-Aufschlagserie von Beta Dumancic beendete das Stuttgarter Hoch und kehrte die Vorzeichen des ersten Satzes komplett ins Gegenteil um. Schwerin übte nun seinerseits Druck über den Aufschlag aus, dominierte für den Rest des Matches die Defensive und war im Angriff durchschlagskräftig. Stuttgart brachte den Ball immer seltener auf den Boden, konnte aber sämtliche längeren Rallys im Satz für sich entscheiden und so am Gegner dranbleiben. Ein Monsterblock von Juliet Lohuis zum 21:22 und ein mutiger Außenangriff von Celine van Gestel hielten Stuttgart mit 22:23 in der Crunchtime im Spiel. Doch dann fand Greta Szakmary die Lücke im Allianz-MTV-Block – und das Side-Out danach (und somit der Satz) ging mit einem angeschlagenen Allianz-MTV-Block ebenfalls an Schwerin.

Nach einer Challenge und Contra-Challenge für denselben Ballwechsel ging Schwerin im zweiten Satz mit 4:5 in Führung. In der Folgezeit wurde immer deutlicher, dass der Deutsche Meister vor allem in der Abstimmung und Präzision zwischen Zuspiel und Angriff noch viel Arbeit vor sich hat. Die Bälle am Netz entlang kamen etwas zu ungenau, was zu weniger Druck auf die Schweriner Abwehr führte. Mitte des zweiten Satzes lag Stuttgart bereits 17:20 zurück, es bahnte sich nichts Gutes an. Mit der Einwechslung von Channon Thompson für Alexandra Lazic setzte Trainer Athanasopoulos einen Impuls fürs Team, rüttelte die Mannschaft wach. Stuttgart ging mit 24:22 in Führung, profitierte dabei von einem umstrittenen „geführten“ Ball von Celine van Gestel, der von der Schiedsrichterin nicht abgepfiffen wurde. Insgesamt wirkte die Unparteiische in ihren Entscheidungen während des gesamten Matches äußerst unglücklich. Schwerin jedoch wehrte beide Satzbälle ab und gewann dabei erstmals selbst eine der längeren Rallys (Szakmary schlägt den Block an). In der spannenden Endphase gab es hitzige Diskussionen über knappe Bälle, beide Teams wehrten mehrere Satzbälle ab, Felix Koslowski handelte sich eine gelbe Karte ein und Krystal Rivers übernahm bei Stuttgart Führungsverantwortung und machte in dieser Phase mehrere Punkte in Folge. Mit einem Bauerntrick setzte Britt Bongaerts das Zählwerk schließlich auf 31:31, die Spannung war kaum mehr zu toppen. Eine erfolgreiche Block-Touch-Challenge gegen den SSC und ein nachfolgender Doppelblock um Martina Samadan brachte schließlich die Entscheidung in diesem Nervenkrimi: 33:31 für Stuttgart.

Beim 10:10 im dritten Satz gingen die Diskussionen erneut los. Diesmal gab die Schiedsrichterin einen Punkt für Schwerin trotz klarem Übergriff ins gegnerische Feld und Behinderung des Stuttgarter Zuspiels. Doch insgesamt „verteilten“ sich die strittigen Punkte gleichermaßen auf beide Teams, sodass eigentlich niemand bevorteilt wurde. Letztlich spielte dies am Ende aber auch keine entscheidende Rolle mehr, denn Schwerin hatte die Partie spätestens zur Crunchtime wieder klar im Griff, nachdem Stuttgart zuvor fast durchgehend geführt hatte. Die Feldaufteilung (und Blocksicherung) von Allianz MTV war zwischenzeitlich nicht optimal aufgestellt, sodass der Schweriner Angriff häufig mit einfachen Lobs durchkam. Insgesamt wussten die Angreiferinnen aus dem Norden stets zu gefallen. Überfliegerin war jedoch die überall präsente Libera Anna Pogany, die als „Staubsauger“ sensationelle defensive Rettungstaten für ihr Team leistete. Eine starke Aufschlagserie von Beta Dumancic mit drei Punkten in Folge brach Stuttgart dann im dritten Satz „das Genick“ (19:24). Mit einem schnellen Aufsteiger von Lauren Barfield durch die Mitte ging der dritte Satz wieder an Schwerin.

Der vierte Satz war dann eine klare Sache zugunsten des DVV-Pokalsiegers von 2019. Klar dominierend, setzte sich Schwerin schnell ab. Bei Roosa Koskelo & Co. fehlte sichtlich die Körperspannung, die Fehlerquote stieg nun massiv an, vor allem beim Aufschlag, bei dem man wohl unbedingt den Druck auf Schwerin hochhalten wollte. Dies misslang allerdings klar. Mit den Zwischenstationen 4:13, 7:17 und 11:19 stand der SSC vor dem erneuten Gewinn des Supercups. Eine erfolgreiche Block-Touch-Challenge zum 16:23 brachte Schwerin schließlich endgültig auf die Gewinnerstraße, nachdem Stuttgart sich doch wieder etwas herangearbeitet hatte. Den Matchball verwandelte zu guter Letzt Kimberly Drewniok mit einem Schnellangriff über rechts nach rund zwei Stunden Spielzeit zum 18:25.

Nach kurzer intensiver Trostphase für seine enttäuschten Spielerinnen blickte Allianz-MTV-Geschäftsführer Aurel Irion schon wieder nach vorne: „Unser Team befindet sich noch in einer schwierigen Situation, das hat das Spiel heute klar gezeigt. Wir beobachten das auch immer wieder im Training. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Jetzt heißt es nicht lange über Hannover zu reden, sondern konzentriert weiterzuarbeiten. Schließlich steht am Mittwoch in Straubing schon die nächste wichtige Bundesliga-Aufgabe an.“


Starting Six Stuttgart:
Aydinogullari – van Gestel – Samadan – Lohuis – Rivers – Lazic – Libera: Koskelo

Starting Six Schwerin:
Bongaerts – Szakmary – Barfield – Dumancic – Drewniok – Adams – Libera: Pogany