Stuttgart nutzt die Patzer der Konkurrenz

„Lob-Duell“ zwischen Stuttgart und Erfurt in der SCHARRena. (Foto: www.tombloch.de)

3:0-Arbeitssieg gegen unermüdliche Erfurterinnen.

Antonia Stautz ist Außenangreiferin beim abstiegsbedrohten Volleyball-Bundesligisten Schwarz-Weiss Erfurt. Ein tolles Talent auf ihrer Position, mit ihren gerade mal 23 Jahren – keine Frage. Und sie hätte am gestrigen Mittwochabend für Titelaspirant Allianz MTV Stuttgart zu einem echten Problem werden können, wenn Stautz‘ Annahme genauso stark wäre, wie ihr Tatendrang am Netz. Ist sie aber (bei weitem) nicht, ebenso wie bei ihren Mitspielerinnen. Die Abwehr ist leider ein chronischer Schwachpunkt des sympathischen Teams aus Thüringen. Und so kam es (trotz bemerkenswertem Kampfgeist auf Seiten von SWE) wie es kommen musste: Allianz MTV Stuttgart gewann sein Heimspiel gegen Erfurt klar mit 3:0, sackte alle drei Punkte ein und nutzte die vielen Patzer der anderen Mannschaften aus der vorderen Tabellenhälfte (Potsdam, Schwerin, Münster) an diesem Spieltag gnadenlos aus.

Doch es war eher ein Arbeitssieg, keine Glanzleistung, die das Team um Rückkehrerin Kim Renkema da aufs Parkett zauberte. Aber etwas anderes war bei der derzeit hohen Belastung der Mannschaft mit Spielen im Drei-Tages-Rhythmus vermutlich auch gar nicht zu erwarten. Trainer Guillermo Hernández gönnte einigen Schlüsselspielerinnen (Nichol, Pissinato, Sándor) kurz vor dem nächsten Duell gegen Schwerin am Samstag eine Ruhepause, ließ gegen Erfurt die hungrige „zweite Garde“ ran, falls man die überhaupt „zweite“ nennen darf. Und diese Garde nutzte zwar die Annahmeschwäche von Erfurt relativ gut aus, führte auch schnell 4:0 und 8:4 durch Jennifer Pettkes gewohnt starkes Aufschlagspiel. Doch auch SWE-Chefrainer Manuel Müller hatte wohl die Devise „risikoreiches Aufschlagspiel“ ausgegeben. Und das klappte auf Thüringer Seite ziemlich gut und setzte Stuttgarts Abwehr ordentlich unter Druck, sodass Erfurt zum 10:10 wieder herankam. Vor allem Stautz und die noch jüngere Außenangreiferin Luise Wolf stemmten sich mit Begeisterung gegen den scheinbar übermächtigen Gegner. Doch am Ende war das nicht genug. Eine Breakserie mit vier Punkten am Stück zur Satzmitte und eine mit drei Punkten kurz vor Schluss bei Aufschlag Michaela Mlejnková reichten Stuttgart zum Satzgewinn mit 25:19.

Hatten die 1.600 Zuschauer in der Stuttgarter SCHARRena im ersten Satz immer wieder mal Lobs im hohen Bogen über die Doppel- bzw. Dreierblocks beider Teams fliegen sehen, so geriet der zweite Satz zu einer regelrechten „Lob-Parade“, die auch auf beiden Seiten immer wieder erfolgreich war. Ob dies dem Feingefühl der Spielerinnen oder einer schlecht organisierten Blocksicherung auf beiden Seiten zuzusprechen war, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls neutralisierten sich die beiden Mannschaften bis zur ersten technischen Auszeit regelrecht, zu diesem Zeitpunkt war auch das Niveau der Partie am höchsten, wobei Stuttgart stets knapp zurück lag. Im zweiten Drittel erzwangen die Hauptakteurinnen der Partie, Wolf und Stautz auf Erfurter Seite und Mlejnková und Aiyana Whitney auf Stuttgarter Seite, dann größere Breakserien, die trotzdem so ausgeglichen „verteilt“ waren, dass es am Ende wieder 16:16 hieß. Zu guter Letzt oblag es dann der wieder genesenen Kapitänin Kim Renkema, mit fünf Breaks in Serie in ihrem Aufschlagspiel in der Crunchtime für die Entscheidung zu sorgen. Stuttgart lag 20:16 vorn und ließ sich den Vorsprung auch nicht mehr nehmen. Whitney sorgte abschließend mit einem glücklichen „Bogenschlag“ aus dem Hinterfeld für den Gewinn des zweiten Satzes (25:21). Doch es war Stuttgart schon anzumerken, dass der „zweite Anzug“ nicht ganz so gut passte und auch diese Spielerinnen inzwischen recht müde sind. Trainer Hernández wurde zwischenzeitlich sogar unruhig, wollte zur zweiten technischen Auszeit schon Valerie Nichol und Debbie van Daelen bringen – allein Renkemas Serie hielt ihn davon ab, die Spielerinnen zogen ihre Trainingsjacken wieder an.

Über den abschließenden dritten Satz der Partie sollten nicht allzu viele Worte verloren werden. Vielleicht nur so viel: Von den insgesamt 42 gespielten Punkten des Durchgangs waren nur 8 Zähler keine Breakpunkte! Und Stuttgart machte deutlich mehr davon, vor allem angetrieben von Renkema und Mlejnková. Am Ende durfte dann auch noch Stuttgarts Talent Julia Wenzel Spielpraxis sammeln – und Kiki Kočar beendete den doch recht „dürftigen“ Satz mit einem Matchball zum 25:17, wie er zu diesem Satz nicht besser hätte passen können: mit einem direkt verwandelten Bauerntrick-Ball. Zu den MVPs gewählt wurden, völlig nachvollziehbar, die beste Angreiferin und die beste Abwehrspielerin des Abends, Antonia Stautz und „Medaillensammlerin“ Wanna Buakaew.

„Es hat sich gut angefühlt, endlich wieder in der Starting-Six zu stehen und durchzuspielen“, berichtete Rückkehrerin Kim Renkema außer Atem direkt nach der Partie. „Natürlich fehlt es mir noch etwas an Spritzigkeit und auch die Abstimmung mit den Anderen und der Spielrhythmus müssen erst noch wiederkommen. Aber wir haben die drei Pflichtpunkte geholt, trotz teilweise Schwierigkeiten in der Annahme. Jetzt freuen wir uns auf das Wiedersehen mit Schwerin am Samstag und hoffen darauf, dass wir an die Leistung vom Pokalfinale in Mannheim anknüpfen können!“

Die Starting Six von Schwarz-Weiss Erfurt:
Wessely – Stautz (MVP) – Wolf – Piest – Hetmann – Kullerkann – Libera: Stock

Die Starting Six von Allianz MTV Stuttgart:
Kočar – Mlejnková – Renkema – Whitney – Pettke – Grant – Libera: Buakaew (MVP)


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