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Das Stuttgarter »Angriffs-Kollektiv« hat erstmals zugeschlagen. (Foto: Jens Körner)

Das Stuttgarter »Angriffs-Kollektiv« hat erstmals zugeschlagen. (Foto: Jens Körner)

Vor 500 begeisterten und lautstarken Zuschauern, auf die die SCHARRena Corona-bedingt begrenzt war, ist Allianz MTV Stuttgart am Sonntagabend mit einem 3:0-Sieg gegen die Roten Raben aus Vilsbiburg in die Bundesliga-Saison 2020/2021 gestartet. Auch wenn noch nicht alles im Team von Trainer Giannis Athanasopoulos perfekt klappte, ja zu so einem frühen Zeitpunkt in der Spielzeit klappen konnte, so hat die Mannschaft um Teamkapitänin Krystal Rivers (nach kurzen Startschwierigkeiten im ersten Satz) doch schon ein klares Signal für die Konkurrenz in der Liga gesetzt: Mit den Mädels aus Stuttgart ist zu rechnen – Covid-19 hin oder her ...


Schon vor dem ersten Satz gegen die Niederbayerinnen dürfte die Marschroute in Stuttgart klar gewesen sein: Aufschlagdruck musste im Zentrum der taktischen Ausrichtung stehen gegen ein Team, dass mit Nikki Taylor, Danielle Brisebois (ehemals Erfurt) und Jodie Guilliams gleich drei Spielerinnen in ihren Reihen führt, die in der letzten Saison zu den Topscorerinnen der Liga zählten. Und so kam es dann auch: Neu- bzw. Wiederzugang Athina Papafotiou setzte mit einer Aufschlagserie zum 3:0 gleich mal ein Zeichen, wo es hingehen muss, damit die Vilsbiburgerinnen gar nicht erst dazu kommen, ihren gefürchteten Angriff optimal in Szene zu setzen. Trotzdem war es ein nervöser Beginn in der SCHARRena auf beiden Seiten, wo zunächst nur Libera Roosa Koskelo schon auf Betriebstemperatur zu sein schien, um nahezu überall auf der „blauen Seite“ Bälle vom Boden zu kratzen. Mitte des ersten Satzes war er dann aber doch dahin, der Drei-Punkte-Vorsprung: Die Roten Raben hatten das Spielsystem von Stuttgart adaptiert und setzen nun ihrerseits mit harten Aufschlägen die Annahme unter Druck. Da kam sogar der zweite Neu- bzw. Wiederzugang, Michaela Mlejnková, zum ersten Mal ins Schwimmen und versemmelte hier und da mal eine Annahme oder einen Angriff (12:14). Bei den Raben glänzte von Beginn an Neuzugang Danielle Brisebois, die keinerlei Anpassungsschwierigkeiten in Niederbayern zu haben scheint, während Diagonalangreiferin Nikki Taylor an diesem Abend ihre Klasse eher schuldig blieb. Doch gerade als das Spiel in Richtung der Raben zu kippen drohte, übernahmen die vermeintlichen Führungsspielerinnen bei Stuttgart auch gleich die Verantwortung und setzten den notwendigen Impuls: So antwortete Mlejnková kurze Zeit später mit drei Punkten hintereinander, darunter ein sehenswerter Longline-Schlag nach erstem Tempo in Annahme und Zuspiel. Und auch Maria Segura konnte sich immer besser mit ihren hammerharten Außenangriffen durchsetzen. Vilsbiburg wirkte überrascht, als ob Stuttgart für die Crunchtime einfach einen Gang hochgeschaltet hätte, konnte sich dem Druck kaum noch erwehren. Endlich ging das Stuttgarter Konzept auf – und die Raben nach zwei Aufschlagserien von Krystal Rivers und Michaela Mlejnková plötzlich unter. Bei 22:15 brachte Vilsbiburgs neuer Trainer Florian Völker Lena Möllers im Zuspiel – und Athanasopoulos tat es ihm gleich und schickte (nach einem „Seuchenjahr“ mit der schlimmen Verletzung) endlich wieder Pia Kästner aufs Feld – umjubelt von den Stuttgarter Fans. Auch Jenna Rosenthal, Jasper Hester und Lena Große-Scharmann erhielten nun noch Einsatzzeit. Mit einem abgepfiffenen technischen Zuspielfehler der sonst sehr überzeugenden Corina Glaab endete der erste Satz schließlich mit 25:16 doch noch sehr klar für Stuttgart.

Deja-vu: Wie schon im ersten (und später auch im dritten Satz) hieß es auch im zweiten Durchgang gleich wieder 3:0 für Stuttgart, ja wenige Minuten später sogar 5:0. Spätestens ab dem 10:5 zeigte sich dann auch bei Stuttgarts Sportdirektorin Kim Renkema ein entspanntes Lächeln auf den Lippen, zu drückend überlegen war ihr Team – aber auch die immer häufiger werdenden Punkte des bulgarischen Neuzugangs Mira Todorova, als Mittelblockerin geholt, um noch mehr Sicherheit bei schnellen Aufsteigern durch die Mitte und vor allem dem Einbeiner über Kopf (über die rechte Seite) auszustrahlen, dürften der Niederländerin gefallen haben. Mit 16:8 ging es in die zweite technische Auszeit, Vilsbiburg war zu diesem Zeitpunkt völlig chancenlos, Stuttgart spielte sicher, präzise und druckvoll, ohne sich mit „Klein-Klein“ zu verzetteln – und verunsicherte so den Gegner, der sich zwischenzeitlich sogar einen Punktabzug wegen Aufstellungsfehlers einhandelte. Giannis Athanasopoulos nutzte den klaren Punktvorsprung, um Kästner, Jasper und Lena Große-Scharmann noch mehr Spielpraxis zu geben. Neuzugang Dora Grozer punktete innerhalb von drei Minuten sogar vierfach ... So gab es mit der vermeintlichen „zweiten Reihe“ keinen Einbruch, im Gegenteil: der Vorsprung wurde sogar noch ausgebaut, mit einem Aufschlagfehler der Raben zum Abschluss ging der zweite Durchgang mit 25:12 ebenfalls an Allianz MTV. Stuttgart war klar besser, was den meisten in der Halle aber besonders positiv aufgefallen sein dürfte: Das Ziel von Management und sportlicher Leitung, mit der Zusammenstellung des neuen Teams Krystal Rivers als Punktesammlerin zu entlasten und zugleich weniger berechenbar, dafür durchschlagskräftiger im Angriff zu sein, ist schon jetzt erreicht und klar als Erfolg zu werten. Insofern kann man eigentlich gar nicht von einer „zweiten Reihe“ reden. Ob die Annahme und Defensive dann auch auf noch höherem Niveau über längere Zeit Sicherheit und Stabilität ausstrahlen können wird, muss sich im Saisonverlauf zeigen.

Naja, klar: Dritter Satz, 3:0 für Stuttgart. Jenna Rosenthal & Co. blieben konzentriert, schnell stand es sogar 6:1. Entnervt wurde Nikki Taylor bei Vilsbiburg ausgewechselt, es kam die junge Luisa Keller, ehemals USC Münster. Und jeder, der die junge Dame kennt, weiß, dass sie keine halben Sachen macht, wenn sie erstmal auf dem Feld steht. Ein erfolgreicher Schnellangriff über links, ein Einer-Block gegen Mlejnková gleich hinterher – und kurze Zeit später ein cleverer Lob über Jenna Rosenthal: Die Universalspielerin, die in Niederbayern verstärkt auf Annahme/Außen getrimmt werden soll, wollte ihre Mitspielerinnen mitreißen (8:4). Doch Stuttgart ließ nicht mehr zu. Beim 11:5 zeigte eine freche Pia Kästner schon wieder ihr ganzes Selbstbewusstsein, indem sie einem von Vilsbiburg abgewehrten Bauernstrick im selben Spielzug gleich noch einen weiteren folgen ließ – und punktete! Und das Küken in der Mannschaft? Die 19-jährige Niederländerin Hester Jasper ließ sich von der guten Spiellaune ihrer Mitstreiterinnen anstecken und versenkte gleich zwei Hinterfeldangriffe innerhalb kürzester Zeit krachend im Rote-Raben-Nest! Wie kann man nur mit gerade einmal 175cm so hoch abspringen und so hart schlagen? Ein Raunen ging durchs Publikum (15:8). Das Spiel war längst gelaufen – und doch der Ballwechsel zum 20:10 äußerst sehenswert, mit Weltklasse-Defensivleistungen auf beiden Seiten, wenn am Ende Jodie Guilliams bei dem vielen Hin-und-Her im vierten Angriffsversuch der Raben auch die Kraft für den Lob übers Netz fehlte und der Ball dran hängenblieb. Am Ende kamen die Roten Raben, angetrieben von der unermüdlichen Luisa Keller noch etwas heran, weil Allianz MTV in den letzten Spielminuten etwas die Spannung fehlte. Doch mit einem Außenangriff über links im dritten Versuch konnte die erneut eingewechselte Dora Grozer das Match letztlich beenden (25:18).

Nach der MVP-Medaillenvergabe an Krystal Rivers und Corine Glaab zeigte sich eine sehr positive Pia Kästner erfreut, dass „wir den Aufschlagdruck nach Mitte des ersten Satzes konstant hochhalten und so Vilsbiburg vor allem mit Defensivarbeit beschäftigen konnten. Am meisten aber freut mich, dass ich nach meinem Seuchenjahr vom Trainer gleich wieder ein halbes Match Einsatzzeit bekommen habe! So kann’s weitergehen ...“ Das finden auch die Stuttgarter Fans und natürlich auch das Vereinsmanagement.

Starting Six Stuttgart:
Papafotiou – Mlejnková – Todorova – Lohuis – Rivers – Segura – Libera: Koskelo

Starting Six Vilsbiburg:
Glaab – Guilliams – Haneline – White – Taylor – Brisebois – Libera: Dammer