Jubel bei Juliet Lohuis (li.) und Simone Lee. Beide waren prägende Figuren In Stuttgarts Auftaktsieg im Viertelfinale. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Jubel bei Juliet Lohuis (li.) und Simone Lee. Beide waren prägende Figuren In Stuttgarts Auftaktsieg im Viertelfinale. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Der Start in die Playoffs der Volleyball-Bundesliga ist für Allianz MTV Stuttgart geglückt. Vor heimischem Publikum feierte das Aleksandersen-Team nach Satzrückstand letztlich einen souveränen 3:1-Sieg (22:25, 25:9, 25:22, 25:10) und geht somit in der Viertelfinal-Serie mit 1:0 in Führung. In der SCHARRena waren zwei US-Amerikanerinnen die Hauptgaranten für den erfolgreichen Playoff-Auftakt.


Am Ende konnten die 809 Zuschauer im Neckarpark ihre Lieblinge wie so oft bejubeln, die Spielerinnen bedankten sich wie gewohnt bei den unermüdlichen Fans. Allianz MTV Stuttgart ist nach anfänglichen Problemen mit einem Sieg in das Duell mit den Roten Raben aus Vilsbiburg gestartet und kann somit am Freitag in fremder Halle den Halbfinal-Einzug klarmachen. Dementsprechend erleichtert zeigten sich alle Beteiligten nach dem verwandelten Matchball durch Krystal Rivers. Denn so ein Playoff-Auftakt ist nie einfach, gerade wenn man als vermeintlicher Favorit in die Partie geht. Doch Allianz MTV gab sich gegen die Gäste aus Niederbayern keine Blöße und spielte sich gerade in den Durchgängen Zwei und Vier in einen regelrechten Rausch. Von den anfänglichen Problemen im ersten Satz abgesehen war es eine souveräne Vorstellung des Favoriten, Mittelblockerin Juliet Lohuis war im Gespräch nach dem Spiel dann auch zufrieden: „Ich freue mich, dass wir gewonnen haben. Das ist ein guter Start in die Playoffs und ich hoffe, dass wir im nächsten Spiel so weitermachen können.“ Neben Krystal Rivers und Simone Lee, die jeweils mit einer Punkteausbeute von 24 beziehungsweise 20 Scorern glänzten, war auch die Niederländerin ein X-Faktor im Spiel von „Stuttgarts schönstem Sport“. Sage und schreibe elf Mal in Folge servierte Juliet Lohuis im zweiten Satz und sorgte mitunter dafür, dass nach dem verlorenen ersten Durchgang die Sicherheit bei den Gastgeberinnen zurückkehrte.

Denn Stuttgart, mit der vermeintlichen Top-Formation angetreten, erwischte zwar einen guten Start in das Spiel (Ilka Van de Vyver eröffnete mit einem Ass, gefolgt vom erfolgreichen Hinterfeldangriff Simone Lees), doch die Roten Raben waren von Beginn an voll auf der Höhe. So verkam die Anfangsphase zu einer ausgeglichenen Angelegenheit, bei der die Führung ständig wechselte. Zum 9:8 blockte noch Eline Timmerman, doch kurze Zeit später musste Tore Aleksandersen die Auszeit ziehen. Sein Team machte zu viele Fehler und lag mit zwei Zählern zurück. Krystal Rivers krachender Angriff brachte den Hauptrundensieger zurück in Schlagdistanz, aber das Quäntchen mehr Spielglück hatten die Gäste. Ein „Danke-Ball“ von Patricia Segovia fiel ins Feld, dann punktete Jodie Guilliams mit einem unorthodoxen Angriff – Auszeit Stuttgart beim 14:18. Durch Eline Timmermans Punkt zum 20:22 schöpfte Stuttgart nochmal Hoffnung, der Gästeblock machte den Gastgeberinnen aber einen Strich durch die Rechnung. Und der Satzgewinn sorgte für Jubel bei den Verantwortlichen aus Vilsbiburg.

Dass dieser erste Satz so ein bisschen an „Majestätsbeleidigung“ grenzte, das zeigten die Stuttgarter Mädels im Anschluss eindrucksvoll. Schnell führte die Aleksandersen-Truppe mit 5:2, gerade Mira Todorova zeichnete sich dafür mit zwei Blocks verantwortlich. Doch nach dem 6:6-Ausgleich bekam die Bulgarin eine Pause verordnet und wurde durch Kollegin Lohuis ersetzt. Was dann folgte, war eine der Aufschlagsserien der Saison. Beim eben jenem 6:6 übernahm Juliet Lohuis, streute zwei Asse ein, dazwischen schlug das US-Duo Rivers/Lee mehrfach zu. Und plötzlich waren die in Blau spielenden Gastgeberinnen auf zehn Punkte davongezogen. Die Halle war emotional da, angepeitscht vor allem durch Ilka Van de Vyver, die auch noch Zeit hatte, den Video-Schiedsrichter vehement auf einen nicht gesehen Block-Touch hinzuweisen. Letztlich besiegelte Simone Lee den 19:3-Lauf Stuttgarts, indem sie den Satzball zum 25:9 (!) verwandelte.

Vilsbiburg musste sich kurz schütteln, um dann wieder das Niveau aus dem ersten Durchgang zu erreichen. Allerdings kamen wieder die MTV-Damen besser aus den Startlöchern. Roosa Koskelo wirbelte wie immer stark in der Abwehr, ihre Kapitänin vollendete zum frühen 7:4 – Auszeit von Gäste-Coach Florian Völker. Der sah dann, wie sich seine Mannschaft sukzessive zurückkämpfte, begünstigt aber vor allem durch zu viele Fehler der Stuttgarterinnen. Insgesamte war der gesamte Satz von vielen Fehlern und nur wenigen Highlights geprägt. Für diese Highlights sorgte in erster Linie Krystal Rivers, die mal den Pipe auspackte und mal über den Raben-Block hinweg angriff. Am Ende des Durchgangs stand, bezeichnenderweise, ein Aufschlagfehler von Segovia, der die Angelegenheit zugunsten Stuttgarts entschied.

Im letzten Abschnitt brannten die Mädels vom Neckar dann wieder ein Feuerwerk ab. Simone Lee hämmerte den Ball ins Vilsbiburger Feld, Krystal Rivers legte mit einem ganz langen Ass samt erfolgreicher Challenge nach (6:2). Als dann der späteren MVP Simone Lee Augenblicke später das gleiche Kunststück gelang, waren die Weichen auf Sieg gestellt. Die starke Roosa Koskelo wehrte in der Folge überragend ab, Simone Lee vollendete per Hinterfeldangriff und zwang die Roten Raben in die Auszeit. Doch den Gästen schwammen allmählich die Felle davon. Die sehr stabile Maria Segura sorgte für das 13:5, dann servierte Ilka Van de Vyver zwei Service-Winner hintereinander - der Widerstand der Niederbayerinnen war gebrochen. Stuttgart nutzte das zum Schaulaufen, Maria Segura bediente Simone Lee für den erfolgreichen Hinterfeldangriff (17:5), Eline Timmerman tippte den Ball zum 18:6 ins gegnerische Feld. Als dann Aufschlagmonster Juliet Lohuis noch zweimal am Netz die Schotten dichtmachte und Top-Angreiferin Alexis Hart blockte, schallte auch der Gassenhauer „Sweet Caroline“ durch die Arena. Beflügelt dadurch erklärte Krystal Rivers den Matchball zur Chefsache und sorgte für den 3:1-Endstand sowie für Jubel bei Team und Fans.

Auf diesen Erfolg passt wohl am besten die Bezeichnung „Arbeitssieg“, doch wie dieser zustande kam, das interessiert in drei Tagen niemanden mehr. Denn am Freitag schon geht es in der Ballsporthalle Vilsbiburg weiter, um 19:30 können die MTV-Damen den Halbfinaleinzug vorzeitig klarmachen.