Roosa Koskelo feiert den Finaleinzug, im Hintergrund tun es ihr Krystal Rivers, Ilka van de Vyver und vor allem Simone Lee gleich. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Roosa Koskelo feiert den Finaleinzug, im Hintergrund tun es ihr Krystal Rivers, Ilka van de Vyver und vor allem Simone Lee gleich. Foto: Bildermacher-Sport Jens Körner

Es ist vollbracht. Allianz MTV Stuttgart steht tatsächlich im Finale des CEV-Cups. Das Team von Tore Aleksandersen bezwang Konkurrent Mladost Zagreb nach dem Sieg im Hinspiel auch in heimischer Halle. Beim 3:0 (25:16, 25:13, 25:10) lieferte die Mannschaft um Kapitänin Krystal Rivers teilweise ein Feuerwerk ab. In den Finalspielen wartet nun Eczacibasi Istanbul.


Als Krystal Rivers den Satzball zum 2:0 verwandelt hatte, da fiel zunächst alle Last von den Spielerinnen in Blau ab. Der Einzug ins Finale war zu diesem Zeitpunkt gesichert, die zwei gewonnenen Sätze hätten die Kroatinnen von Mladost nichtmehr egalisieren können. Ob sie dazu überhaupt in der Lage gewesen wären, das steht auf einem anderen Blatt Papier. Zu dominant und zu gut war Allianz MTV Stuttgart aufgetreten – im dritten Satz überrollte „Stuttgarts schönster Sport“ die Gäste geradezu. Nur zehn zugelassene Punkte, die Fans in der SCHARRena trauten ihren Augen kaum. Es war eine Gala-Vorstellung, die stark an den Auftritt Mitte Dezember gegen Busto Arsizio ebenfalls im CEV-Cup erinnerte. Zurecht erkannte hinterher auch Libera Roosa Koskelo: „Wir haben heute gezeigt, warum das hier unsere Heimspielstätte ist. Wir haben den Vorteil der SCHARRena genutzt.“ Dieser Vorteil, die blaue Wand hinter sich zu haben, war wieder einmal ein ganz elementarer. Und beeindruckte auch spürbar die Delegation aus Kroatien. Erstmals seit Pandemie-Beginn war die Arena im Neckarpark ausverkauft, 1350 Besucher - zugleich die maximale 60 %ige Auslastung - peitschten die Mannschaft wie immer nach vorne.

Und spendeten schon vor dem Anpfiff Applaus. Beide Teams setzten ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine, positionierten sich mit Bannern in den Farben Blau und Gelb an der Grundlinie. Nach diesem sehr wichtigen Akt der Solidarität konnte der Kampf um den Einzug in die letzte Runde beginnen. Tore Aleksandersen schickte seine Top-Formation um Zuspielerin Ilka van de Vyver und die US-Amerikanische Co-Produktion Lee/Rivers ins Rennen. Im Mittelblock begann das niederländische Gespann Juliet Lohuis und Eline Timmerman, Maria Segura und Libera Roosa Koskelo komplettierten die Startaufstellung. Bei Mladost fehlte Top-Angreiferin Mika Grbavica, die junge Kroatin war erst gar nicht mit nach Stuttgart gereist. Vor stimmungsvoller SCHARRena begannen die Gastgeberinnen, die mit Friedenssymbolen auf Armen und Beinen spielten, direkt druckvoll. Zwar bestimmten längere Ballwechsel das Geschehen, doch immer hatte Allianz MTV das bessere Ende für sich. Zum Beispiel setzte Eline Timmerman mit dem schnellen ersten Tempo direkt ein Statement, dann schlugen Simone Lee und Krystal Rivers zu (6:2). Doch vorerst ließen sich die Gäste nicht abschütteln, ehe zwei aufeinanderfolgende Blocks von Maria Segura und Eline Timmerman Trainer Leo Baric beim Stand von 9:4 doch zur ersten Auszeit veranlassten. Das Timeout schien, wie schon im Hinspiel, direkt Wirkung zu zeigen, die Blockabwehr um die Ex-Stuttgarterin Martina Samadan stand jetzt stabiler und so kämpfte sich Zagreb auf 9:10 heran. Doch der Favorit zog das Tempo wieder an. Beim 16:10 musste Baric die Seinen wieder zur Seitenlinie bitten, doch dieses Mal hielt Allianz MTV die Spannung hoch. Nach dem 22:13, welches Simone Lee mit einem Pipe erzielte, tönte erstmals „Sweet Caroline“ durch die Arena. Das 25:16, wieder durch Lee, besiegelte dann die 1:0-Satzführung.

Einen engen Kampf bekamen die Zuschauer dann zunächst in Durchgang Zwei zu sehen. Zwar eröffnete wieder Eline Timmerman mit einem Block, doch durch Kulic und Samadan hielten sich die Gäste in Schlagdistanz. Schlussendlich mussten sie doch abreißen lassen, dazu spielten die in Blau agierenden Gastgeberinnen aber auch viel zu dominant. Krystal Rivers mit dem Tip zum 9:6 und Simone Lee mit ihrem Block wenig später zwangen Mladost zur Spielunterbrechung. Doch das Team aus Kroatien war insgesamt zu fehleranfällig. Tatenlos musste der zunehmende unzufrieden wirkende Baric mit ansehen, wie Eline Timmerman zum 18:11 blockte und wenig später Ilka van de Vyver nach ihrem Ass feiernd durch die Halle hüpfte. Krystal Rivers brachte die SCHARRena mit ihrem Angriff longline zum 2:0 schließlich zum Beben, das Finale war erreicht.

Zu Beginn des dritten Abschnitts wechselte Tore Aleksandersen durch, Julia Nowicka, T’ara Ceasar und Mira Todorova kamen aufs Feld. Der Widerstand von Mladost war gebrochen, umso freier spielten jetzt die Stuttgarter Mädels auf. Zügig stand es 4:0, dann folgte ein schneller Pass von Julia Nowicka auf Juliet Lohuis, die den Ball mit links verwertete (5:1). T’ara Ceasar zwang Zagreb zur Auszeit, doch so richtig half das nicht. Kurz danach stellte Top-Scorerin Krystal Rivers (16 Punkte) auf 9:1. Zeit genug zum Zaubern war auch noch, Julia Nowicka legte schlitzohrig den zweiten Ball ins gegnerische Feld, dann gelangen Juliet Lohuis zwei Service-Winner nacheinander (13:4). MVP Simone Lee stellte beim 18:8 den Zehn-Punkte-Abstand her, schlussendlich sorgte dann einmal mehr ein erfolgreicher Block für die Entscheidung. Mannschaft und Fans feierten ausgelassen den erstmaligen Einzug ins CEV-Cup-Finale.

Gegner dort wird, wenig überraschend, Eczacibasi Istanbul um die Starspielerin Tijana Boskovic und die alte Bekannte aus der Bundesliga, Mackenzie Adams. Mit den Tigern aus Istanbul trifft Allianz MTV Stuttgart allerdings auf keine fremde Mannschaft, schließlich kreuzten sich die Wege letztes Jahr in der Champions League. Nun liegt der Fokus erstmal auf den nächsten Aufgaben, bevor es Ende März dann in zwei Finalspielen um Alles geht.

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