Emotional wie spielerisch eine Bank: Ilka van de Vyver. Foto: Moritz Bosold.

Emotional wie spielerisch eine Bank: Ilka van de Vyver. Foto: Moritz Bosold.

Allianz MTV Stuttgart bleibt in der Volleyball-Bundesliga weiterhin das Maß aller Dinge. Gegen den SSC Palmberg Schwerin setzte sich das Team von Tore Aleksandersen mit 3:1 (25:15, 17:25, 25:19, 25:22) durch und ist seit nunmehr zehn Pflichtspielen ungeschlagen. Doch gegen die Gäste aus dem Norden war das Spiel teilweise sehr umkämpft.


Als der letzte Ball vom Schweriner Block ins Aus sprang, da kannte der Jubel bei den 1.056 Zuschauern in der SCHARRena keine Grenzen. Begeistert beklatschten sie ihre Mannschaft, die sich auf dem Feld zum Siegestanz zusammengefunden hatte. Erfolge gegen den Rekordmeister aus Schwerin sind dann doch immer noch eine Spur spezieller. Auch Tore Aleskandersen konnte da wieder lächeln. Doch der Norweger hatte rund eine Stunde zuvor auch zwischenzeitlich bangen müssen, als das Spiel in Richtung Mecklenburg-Vorpommern zu kippen drohte.

Begonnen hatte alles so euphorisch wie der Jubel nach dem Matchball. Im ersten Satz brannte Allianz MTV Stuttgart, angeführt von einer überragenden Ilka van de Vyver auf Zuspiel, ein wahres Feuerwerk ab. Die Belgierin hatte erneut den Vorzug vor Julia Nowicka erhalten. Und sah gemeinsam mit den Besuchern in der Stuttgarter Arena, wie Simone Lee in der Anfangsphase direkt den Service-Winner auspackte, um kurz darauf mit einem überlegten Lob zu glänzen (3:1). Schwerin versuchte es anfangs mit viel Aufschlagdruck, was zu einigen Fehlern führte. Trotzdem konnten die Gäste bis zum 8:6 noch teilweise mithalten, ehe sie dann von Krystal Rivers und Co. regelrecht überrannt wurden. Simone Lee mit einem starken Diagonalangriff zwang Felix Koslowski früh zur Auszeit, nur wenige Minuten später musste der SSC-Trainer sein Team schon wieder an der Seitenlinie versammeln. Ilka van de Vyver hatte da gerade einen Ball erlaufen, ihn mit vollem Einsatz zu Simone Lee gespielt und die US-Amerikanerin machte das, was sie in dieser Anfangsphase auszeichnete. Sie punktete sicher (13:7). Doch auch in der Breite überzeugte der Kader von Allianz MTV. Roosa Koskelo zeigte spektakuläre Abwehraktionen, teils mit einer Hand, Maria Segura ging wie gewohnt als emotionale Leaderin vorneweg. Als die Spanierin nach langer Rallye zum 17:9 verwandelte, da schrie sie ihre Freude heraus. Auch Ilka van de Vyver betätigte sich als Einpeitscherin, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Die Highlight-Show in Satz Eins hatte die Halle längst zum Kochen gebracht. Maria Segura longline sorgte für die erneute Neun-Punkte-Führung und schließlich blockte die Spanierin mit der Nummer Drei noch zum 25:15. Der erste Durchgang war in beeindruckender Manier gewonnen. 

Doch so begeisternd der erste Abschnitt geendet hatte, so kühl antworteten die Gäste um die Ex-Stuttgarterinnen Femke Stoltenborg und Frauke Neuhaus. Der Aufschlagdruck war hoch, die Annahme passte auf Schweriner Seite. Da Allianz MTV auch noch etwas Unglück mit einer Schiedsrichterentscheidung hatte, ging der SSC schnell mit drei Punkten in Front. Doch Krystal Rivers brachte Allianz MTV zurück. Erst blockte sie gemeinsam mit Eline Timmerman gegen Lindsay Ruddins, dann glich sie höchstselbst zum 7:7 aus. Nach einer erfolgreichen Challenge von Tore Aleksandersen war Stuttgart gar auf 10:8 davongezogen. Doch das hohe Aufschlagrisiko vom Rekordmeister machte sich bezahlt. Die Stuttgarter Annahme wackelte und plötzlich stand es 10:12, Tore Aleksandersen bat seine Mannschaft an die Seitenlinie. Doch es half nicht sonderlich viel. Beim 12:17 musste der Norweger das nächste Time-Out ziehen, brachte im Anschluss Emilie Olimstad für Simone Lee und Julia Nowicka auf Zuspiel. Doch auch die beiden eingewechselten konnten keine entscheidenden Impulse mehr setzen. Schlussendlich glich Schwerin relativ problemlos zum 1:1 nach Sätzen aus. 

Es war jetzt ein Spiel auf Augenhöhe. Beide Teams kämpften und zeigten teilweise spektakuläre Aktionen. Bis zum 8:8 war die Parte noch punktemäßig ausgeglichen, dann aber agierte Roosa Koskelo in der Abwehr wieder einmal stark und Simone Lee, auch spätere MVP, stellte auf 9:8. Weil Krystal Rivers im Anschluss den Block auspackte, reagierte Koslowski mit der Auszeit. Doch die in blau spielenden Gastgeberinnen konnten sich sukzessive absetzen. Eline Timmerman kam mit dem ersten Tempo durch, dann servierte sie ein Ass zur ersten Vier-Punkte-Führung. Und ihre niederländische Landsfrau Juliet Lohuis legte direkt nach. Ihr Einer-Block gegen Indy Baijens resultierte im Time-Out Schwerins. Doch die Mädels vom Neckar liefen jetzt heiß. Ilka van de Vyver nahm die Halle lautstark mit, Maria Segura kam mit dem Ass und Eline Timmerman schob den Block hinterher. Etwas glücklich kam dann die Entscheidung im dritten Satz zustande. Indy Baijens vergab einen sicher geglaubten Punkt nach schwacher Stuttgarter Abwehr. Nahm man bei Allianz MTV sehr gerne an, mit 25:19 wurde der Durchgang dann eingetütet. 

Satz Nummer vier eröffnete dann der SSC Palmberg mit einem Rotationsfehler, doch ansonsten waren die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern absolut im Bilde. Denise Imoudu stellte mit dem Bauerntrick auf drei Punkte vor für ihre Farben. Sollte Schwerin denn etwa wieder den Satzausglich schaffen? Krystal Rivers hatte dann aber etwas gegen den verspäteten Feierabend. Die punktbeste Akteurin auf dem Feld zeigte starke Winkel und glich zum 8:8 aus. In der Folge mochte sich kein Team absetzen, Aufschlag um Aufschlag wechselte die Seiten. Bis die eigentlich so stabile Lindsay Ruddins einen Fehler einbaute und ihren Angriff ins Aus setzte. Und Stuttgart war im Stile einer Spitzenmannschaft sofort da und packte zu. Juliet Lohuis machte am Netz das Licht aus und blockte den Ball zum 16:12 auf den Hallenboden ins Schweriner Feld. Die folgende Auszeit des SSC brachte nichts, Krystal Rivers und Maria Segura gestalteten das Ergebnis komfortabel. Als es nochmal eng zu werden drohte, da konnten sich die Mädels vom Neckar dann wieder auf zwei ihrer Säulen verlassen. Roosa Koskelo wehrte stark ab, Krystal Rivers sorgte für die Vorentscheidung zum 24:21. Der Schlusspunkt vor dem Freudentanz war dann Simone Lee vorbehalten. 

Allianz MTV setzt somit die eigene Siegesserie fort und steht nach neun Siegen aus neun Spielen unangefochten an der Tabellenspitze. Weiter geht es erstmal auswärts im CEV-Cup, wenn man nach Italien zu Busto Arsizio reist. Das nächste Ligaspiel ist dann die Auswärtspartie in Potsdam am 11. Dezember. Man kann sich also auf absolute Highlights in der Vorweihnachtszeit freuen.

Nachbericht mit Video und Interview

Ein Zusammenschhnitt der Highlights sowie ein Interview mit Tore Aleksandersen gibt´s bei Sport1.

Bildergalerie von unserem Teamfotografen Jens Körner - Bildermacher Sport